Suchen & Finden
Jugend! Deutschland 1918-1945
Editionen zur Geschichte
Didaktik & Schule
Verfolgung

Auch Kinder und Jugendliche sahen sich zwischen 1933 und 1945 zahlreichen Arten von Verfolgung ausgesetzt. Zumeist als Folge der NS-Rassenideologie, aber oft auch nur, weil ihre Eltern politisch „auffällig“ geworden waren, gerieten sie in die Mühlen des rücksichtslosen NS-Verfolgungsapparates. Heranwachsende wurden Opfer von Zwangssterilisation und „Euthanasie“. Aber auch die seitens des NS-Regimes angestrebte „Aufartung“ ließ viele Kinder und Jugendliche während des Krieges in den besetzten Gebieten zu Opfern des NS-Rassenwahns werden.

Inhalt
Baum wird geladen...
Weitere Lebensgeschichten
Kurt Larsch
Wera Gerstendorff
Weitere Themen
Familie Larsch

Familie Larsch

Hier gilt es, das Schicksal der Essener Familie Larsch vorzustellen. Die sechsköpfige Familie -die Eltern Käthe und Rudolf sowie ihre Kinder Hans, Wera, Kurt und Eva -bekamen während der NS-Zeit auf sehr unterschiedliche Art und Weise die brutale Härte des Regimes zu spüren.

Käthe und Rudolf Larsch waren bis 1933 aktive Mitglieder der KPD, für die insbesondere Rudolf Larsch auch nach dem Reichstagsbrand vom 27. Februar 1933 weiterhin illegal arbeitete. Er geriet ins Visier der Gestapo, ging in den Untergrund nach Bielefeld und musste seine Familie allein in Essen zurücklassen. Im November 1933 wurde er von der Gestapo verhaftet, verurteilt und - bis auf eine kurze Ausnahme im Jahr 1939 - bis zum Kriegsende in verschiedenen nationalsozialistischen Haftanstalten und Konzentrationslagern interniert. Rudolf Larsch überlebte diese Zeit und kehrte zunächst nach Essen zurück, um dann nach Bielefeld umzuziehen, wo er 1960 verstarb.

Nachdem Abtauchen von Rudolf Larsch, lebte Käthe Larsch mit ihren Kindern bis Mai 1935 unter erschwerten Lebensumständen allein. Die Wohnung musste aufgegeben und durch eine weitaus schlechtere Unterkunft ersetzt werden. Auch die Sicherung des Lebensunterhalts für sich und die Kinder bereitete Käthe Larsch große Sorgen und gestaltete sich sehr mühsam. Durch die tatkräftige Unterstützung der Kinder reichte es jedoch immer für das Notwendigste.

Punktuell -Genaueres ist nicht bekannt und die Einschätzungen darüber gehen bis heute weit auseinander - soll sich auch Käthe Larschnach der Verhaftung und Verurteilung ihres Mannes in der illegalen KPD engagiert haben. Ihre zumindest indirekte Beteiligung an Flugblattaktionen war letztlich auch der Grund für ihre Verhaftungim Mai 1935. Sie wurde von der Gestapo derart brutal verhört, dass sie zwei Wochen später an den Folgen der Misshandlungen starb.

Die vier Larsch-Kinder - damals gerade zwischen fünf und 14 Jahre alt - wurden unmittelbar nach der Verhaftung der Mutter in ein Essener Waisenhaus gebracht. Dort mussten sie nach deren Ermordung dann bis zum Kriegsende ihre Kindheit und Jugend unter teilweise nahezu unerträglichen Bedingungen verbringen.[1]

Fußnoten

[1] Das Folgende basiert auf verschiedenen Unterlagen zur Geschichte der Familie Larsch, die von Kindern und Enkeln von Käthe und Rudolf Larsch zur Verfügung gestellt wurden. Weitere Aspekte und Details sind den ausführlichen Lebensgeschichten der Kinder Wera und Kurt Larsch zu entnehmen, die an anderer Stelle dieses Web-Auftritts einzusehen sind. Vgl. zu dem Komplex auch Ernst Schmidt: Der grausame Mord an Käthe Larsch und das Schicksal ihrer Kinder; in: ders.: Lichter in der Finsternis. Widerstand und Verfolgung in Essen 1933-1945, Frankfurt 1979, S. 120-127 und die hierzu von Ernst Schmidt gesammelten Unterlagen im Ernst-Schmidt-Archiv in Essen.