Paramilitärische Ausbildung und Verbot: „Wir wollten gesund sein, Sport treiben, marschieren wollten wir auch.“

Die sportlichen Werte stehen - zumindest für Alfred - im Mittelpunkt des Pfadfinderlebens. „Wir wollten gesund sein, Sport treiben, marschieren wollten wir auch." Unter Marschieren verstehen die Jungen Wandern durch das freie Gelände, „denn nichts ist schöner als marschieren und singen, das ist die beste Erholung, die es gibt." Auch wenn es sich bei den Pfadfindern dabei eher um ein Spiel handelt, weiß Alfred Berger heute, dass er dadurch gut auf spätere Kampfeinsätze im Krieg vorbereitet war, „vor allem im Gelände." Einmal kommt sogar DPSG-Gaufeldmeister Klawunn, „ ein kleiner Mann, aber schneidiger Bursche", zu Besuch, um Alfreds DPSG-Stamm zu schulen.

„Bei welcher Einheit haben Sie denn das gelernt?" sei er - so Alfred Berger heute - später oft gefragt worden. „Nicht bei Einheiten der Wehrmacht. Nur bei der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg. Der Führer weiß gar nicht, was die DPSG für ihn an Wert hatte." Trotz solcher früheren Aussagen sieht er die damaligen Pfadfinder nicht in der Nähe des Nationalsozialismus. „Welcher junge Mann möchte keine Abenteuer erleben?" Ansonsten habe die Arbeit auf moralischen Grundsätzen basiert. „Das war eine gute und positive Beeinflussung meiner Persönlichkeit zum Positiven und Standfesten." An ein Konkurrenzdenken unter den einzelnen katholischen Gruppen kann sich Alfred nicht erinnern.

 

Aber auch solch paramilitärische Ausbildung kann die DPSG nicht vor einem Verbot bewahren: „Mir war klar, dass die Verbote zunehmen würden, dass das nicht so bleibt. Und dann wurde Stück für Stück alles verboten." Als erstes wurde das öffentliche Marschieren untersagt, dann die Heimabende, 1935 war „dann mit allem Schluss".

Daher nehmen die Essener St. Georgs-Pfadfinder auch an einem internationalen Pfadfinderstreffen in Holland nicht mehr teil. „Das berührte uns da jedoch schon nicht mehr." Die Verbote zeigen deutliche Wirkung: „Zum internationalen Treffen fahre ich doch jetzt nicht als aufgehobener Georgs-Pfadfinder."