Evangelische Jugend - „Es ging im Grunde ähnlich wie in der Jungschar, bloß ein bisschen höheres Niveau.“

In der Rüttenscheider Volksschule freundet sich Hans Währisch mit dem Sohn des Küsters aus der Reformationskirche an, der ihn das erste Mal mit zur evangelischen Jungschar mitnimmt, die ans Essener Weigle-Haus angebunden ist. „Da bin ich auch das erste Mal dann ins Weigle-Haus gekommen, weil da ein Film vorgeführt wurde", erinnert sich Hans Währisch heute. Die Freizeitangebote gefallen ihm so sehr, dass er, als seine Familie nach Frillendorf umzieht, dort gleich wieder einer Jungschar beitritt, die sich in seiner neuen Schule trifft. Sie ist allerdings wesentlich kleiner als die in Rüttenscheid, die bis zu 50 Mitglieder zählte.

Ein Heimnachmittag bei der Jungschar beginnt gewöhnlich mit gemeinsamem Singen - auch von klassischen bündischen Liedern -, anschließend wird immer eine „packende" Geschichte erzählt.

 

Aber auch die Spannungen oder Probleme zwischen den Erwachsenen in seiner Gemeinde der Reformationskirche in Rüttenscheid bleiben dem Schuljungen nicht verborgen. So erlebt Hans in den 1930iger Jahren die Auseinandersetzungen zwischen Deutschen Christen und Bekennender Kirche recht hautnah mit.

 

Als er 1939 zur Humboldt-Oberschule wechselt, wird er im Weigle-Haus Mitglied des für höhere Schüler eingerichteten Bibelkreises. Zudem gehört er der Abteilung 15 der Essener evangelischen in Frillendorf an, die sich ebenso wie die Jungschar einmal in der Woche in der Schwanenbuschschule und sonntags zudem im Weigle-Haus trifft.„Es ging im Grunde ähnlich wie in der Jungschar, bloß ein bisschen höheres Niveau." Jugendpfarrer Wilhelm Busch nimmt als Leiter des Weigle-Hauses auch häufig persönlich an den Bibelkreisen teil. In seiner Schulklasse ist Hans Währisch allerdings der Einzige, der in der evangelischen Jugend organisiert ist.

 

Später in Gießen sucht er auch wieder seinen Platz in der örtlichen evangelischen Jugendarbeit, die dort von einem verwundeten Theologiestudenten geleitet wird, der die Gruppenstunden mit kritischer Haltung gegenüber dem NS-System gestaltet.