Köln-Dellbrück, 25.7.43

Mein lieber Junge!

Einen lieben Sonntagsgruß sende ich Dir! Es ist herrliches Wetter. Heute war ich in Iddelsfeld bis 5 Uhr. Ich soll Dich grüßen! Gestern kam Dein lieber Brief vom 13.7. an. Langsam wird wohl die Post wieder regelmäßig kommen. Ich bin aber auch froh darum. Deine Briefe sind mir immer Freudenbringer. Ich sehne mich recht sehr nach Dir, Du stehst mir doch am nächsten. Wirst Du nun bald Urlaub haben? Oder gibt es nichts. Päckchen sind noch nicht angekommen. –

Am Freitag-Abend war ich bei Frau Lingens, die allein war, zu einem Glas Wein. Wir haben ein paar Stündchen geplaudert. Es war nett + anregend. Mir geht es immer besser. Ich habe nun schon Hausputz gehalten! Dienstag gehe ich nach Mülheim zur Röntgenaufnahme. Dr. Berhausen schickte die Rechnung, 90- Rmk! Ich meine, es sei nicht zuviel. Ich muß nun von

der Kasse etwas holen, weil ich noch kein Gehalt vom vergangenen Monat bekommen habe. Ich möchte es gleich erledigen. Die Röntgenaufnahme zahlt die Kasse. Dann werde ich bald wieder arbeiten. Ich habe auch etwas zugenommen. – Nun zu Deinem lieben Brief. Froh und unserm Herrgott dankbar bin ich, daß es Dir gut geht. Ich habe noch keine Einquartierung, habe aber etwas in Aussicht. Die letzten Tage hatten wir Ruhe. Heute war allerdings ein paar Mal Alarm. Gestern war ich bei T. Stina zum Namenstag. Morgen früh will ich einige Hefeteilchen backen, es könnte ja morgen Nachmittag jemand kommen. Fritzchen kommt sicher. Das wird ein rechter Taugenichts, furchtbar verzogen. Gestern erhielt ich eine Vermählungsanzeige von Herrn Schmidtke mit einem Mädel aus Bergisch-Gladbach. Da staunst Du. Fr. Lingens erzählte mir, Karl-Heinz Perger habe geheiratet. Mat[?] hat nichts gesehen. Mit der Mutter soll es nicht klappen. Na ja, ich kann mir ja denken, daß es Fr. Perger schwer ist! Eben höre ich, daß der Feind auch Norwegen angegriffen hat mit Flugzeugen.

Rudolf, ich wünsche Dir von Herzen alles Gute! Ich hab‘ Dich lieb + behalte Dich lieb. Herzlichen Gruß + Kuß
Mutter.