Suchen & Finden
Jugend! Deutschland 1918-1945
Editionen zur Geschichte
Didaktik & Schule
Inhalt
Baum wird geladen...

Fahrtenbuch Traudel Strohscheid (1939-1946)

Dieses Fahrtenbuch wurde dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln neben zahlreichen Fotos von Traudel Giesing (geb. Stroscheid) überlassen, einer ehemaligen Edelweißpiratin aus dem Bergischen. Das Fahrtenbuch liegt in auf Schreibmaschine getippter Form vor, weil Traudel Strohscheid damals als Angestellte in einem Büro arbeitete.

Das Dokument umfasst die Jahre zwischen 1939 und 1946 und gewährt interessante Einblicke in das Fahrtenleben und die Ziele der Kölner und bergischen Edelweißpiratinnen und Edelweißpiraten. Traudel Strohscheid wanderte zeitweise in einer Gruppe gemeinsam mit Hugo Reihn, von dem hier ebenfalls ein Fahrtenbuch einzusehen ist.

(Schlechte) Kopien des Fahrtenbuchs werden im NS-Dokumentationszentrum aufbewahrt.

19. August 1939

Sinzig

Unsere Großfahrt von 3 Wochen steigt. Wir fahren den Rhein herauf bis Sinzig. Unterwegs gibt es viel Obst. Es ist gerade Dorfkirmes. Wir übernachten im Gasthof zum Erdball. Hans und Heinz aus Kalk sind mit. Am anderen Tage müssen sie wieder um. Wir fahren bis Koblenz, wo wir in der Jugendherberge übernachten 20.8.)

21.8.) Wir bekommen einen Lastwagen bis hinter Bingerbrück. Die erste Trämpfahrt. An der Lorelei machen wir Rast mit Brötchen und Bauernschinken. Am Abend kommen wir noch totmüde in Kreuznach an. Wir treffen noch Gerda Fehse und Margret Felten. In der Herberge übernachten wir.

22.8.) Es ist gerade internationaler Weinbaukongress. Alle denken wir seien Italiener. Es gibt dort noch Sahne und Bohnenkaffee. Wir feiern ordentlich. Kurhotel und alle Straßen mit Fackeln beleuchtet…. Morgens um 6 Uhr eine Autotour bis Münster. Aber es gibt noch kein Frühstück. Dann zur Erika Stempel. Und dort die Räder geholt.

23.8.) Es geht weiter nach Kirn. Geträmpt. Die Mädels im Geschäft abgeholt. Nachmittags geschlafen. Wir übernachten die Tage bei Hilde.

24.8.) Wir Mädels aus dem Landjahr treffen uns abends alle im Kaffee Wilde. Zahn, Hub. und Globus sind dabei.

25.8.) Früh morgens ins Strandbad und Bilder geknipst. Nachmittags mit einer netten Gesellschaft in Wilde. (Der dicke Bann).

26.8.) Der Krieg steht vor den Toren. Wir wollen wieder nach Hause. Weinbaukongress in Kreuznach ist abgeblasen. In Kirn verabschieden wir uns überall. Hinter der Stadt bekommen wir ein Auto bis Kirchberg. 6 km bis zur Straße Saarburg-Koblenz. Möbelwagen nimmt uns mit den Rädern mit. Hinter Koblenz einen Wagen bis Köln. Richard ist zu Hause.

27.8.) Sonntag. Morgens ins Stadion. Am Abend sehr naß geworden. (Joh. Schocke). Um 11 Uhr Reibekuchen gebacken. Um 12 Uhr kommt unverhofft Mutti und Fritz.

28.8.) Mit Leni am Rhein und Aufnahmen gemacht. Abends zu Richard an die Kaserne in E’feld (??).

29.8.) Nachmittags nach Kürten gefahren. Alleine in der JH. Bei den Herbergseltern in der Küche gesessen und gewohnt.

30.8.) Musterung der

Pferde und 50 Mann wollen verpflegt werden. Alles hilft in der Küche beim Kochen.

31.8. Ich muß nach Hause. Bei Tante in Riehl vorbei.

                                   -----------------------------------------------

Den Rest des Jahres trotz Krieg noch weitere Fahrten gemacht. Viel Schnee in diesem Jahr. Mit Pferdeschlitten durch das Scherfbachtal und Umgebung. Jeden Sonntag im Schnee. Oft in Höffe. Wir bekommen des öfteren noch Bohnenkaffee, Eier und Milch.

Ostern (23.3.1940) war ich mit Hedi in Bergneustadt in der Jugendherberge. Nur Lüdenscheider waren dort. Es waren schöne Ostertage.

7. April 1940

Mit Leni und Hedi in Roemrike Berge (Burg). Auf der Heimfahrt über Neuboddenberg. (Kommißbrote und Soldatenverpflegung).

13.(?) April 1940

Mit Hedi und Leni wieder in Berg-Neustadt. Teilweise mit dem Rade geträmpt. Auf der Rückfahrt viel Regen. In Osberghausen sehen wir Papi. Wir fahren mit dem Auto bis nach Hause.

20. April 1940

Mit Leni und Hedi in Altenberg. In der Herberge auf Massenlager geschlafen. Jupp und Hans aus Burscheid kommen. Zusammen nach der Loosenau. Dort lernen wir die Hückeswagener kennen. Hubert spielt prächtig mit der Klampfe. Sehe Franz in Altenberg das erste Mal. ….

27. April 1940

Mit Leni und Jupp nach Solingen auf der Höh und dort Dorli besucht. In Dabringhausen Quartier gefunden. (Laub) Abends fahre ich wieder nach Altenberg und sehe Hedi, die für mich einen Brief von Horst mitbringt. Diese Fahrt brachte mir eine große Enttäuschung, ich rede lange mit Hedi und entschließe mich nachher zu einem anderen Fahrtenleben.

1.Mai 1940

Aggerthal

Mit Hedi, Franz und Hubert an der Agger. Abends sind wir zu dreien in Bossbach. Am anderen Tag kommt Hubert und seine Frau mit zur Aue.

4. Mai 194o

Felsensee

Mit Hedi und Franz dort. Abends singen wir bei herrlichem Lagerfeuer. Wir suchten viel Laub und Holz. (Frau Büsch).

11. Mai 1940

Steinbruch

Wir fahren an der Erker Mühle vorbei. Inge Ludwig haben wir verpasst und fahren nun zum Steinbruch. Karin, Paula, Bäby und Kley treffen wir dort. Fliegeralarm. Es tagt der Exentriclub.

12. Mai 1940

Pfingsten

Früh morgens an den Bach. In der Aue gefrühstückt und dann in die Sonne. In der Plätzmühle Brot gekauft und abends im Rama-Tempel. Es kamen Düsseldorfer (Roland). Abends über Rath nach Hause.

18. Mai 1940

Dhünn

Mit Hedi, Franz, Bäby, Kley zur Aue. Die Alte schickt uns weiter. In Plätz-Mühle beim Mondenschein in einem alten Mehlwagen. Von Franz Schokolade bekommen. (Muttertag).

25. Mai 1940

Liesenberger Mühle

Mit Hedi in Altenberg. Montags früh zurück wegen Margots Geburtstag. Karin & Paula getroffen. (Flakzelt).

1.Juni 1940

Altenberg

Ich hatte Hedi versprochen, abends eben schnell zu kommen. Mußte wieder um, denn am anderen Tage kam Hilde. Alle waren da. Franz mußte abends um. Wir fahren zusammen bis kurz vor Dünnwald. Beim Singen vergessen wir beide das Heimfahren. Prächtige Mondscheinfahrt. Um 3 Uhr in der Erker Mühle. Spiegeleier gegessen. Sonntag morgens 9 Uhr war ich zu Hause.

8. Juni 1940

Steinbruch

Hilde fährt mit. Wir waren zu 12 Mann. Emmes. 2 Zelte. Mit Karin hole ich in Schmeisig einen Milchtopf mit 8 Ltr. um 12 Uhr noch eine Kerze geholt. Paula liest vom Sportsmann

15. Juni 1940

Es regnet. JH Altenberg. Karin und Paula kommen. Einige Düsseldorfer. (Alfredo) Wir bleiben bei Bossbach. Am anderen Tage am Hochstand hinter dem Märchenwald.

22. Juni 1940.

Waffenstillstand

Wir feiern feste in Schmeisig. Karchen bringt Magenbitter. Allen ist es schlecht. Hedi, Racka und ich schlafen im Rama-Tempel. Morgens kaufen wir viel Kirschen. Dann zur Aue. In der Erkermühle bekommen wir wieder Kirschen. Sein Vater vom Militär zurück.

28. Juni 1940

Felsensee

Mit Hedi auf Trämpfahrt. In Derkum Alexe gesehen. Wir fahren mit Herrn Roggendorf. Hedi und ich bleiben in der Höhle. Nachts hatten wir Alarm und steigen auf die Kuppel. Sonntags mit Militärwagen über Autobahn.

7. Juli 1940

Berg-Neustadt

Wir trämpen nach Bergneustadt mit RAD-führerin. In der Talsperre geschwommen. Sonntags bis Ründeroth und mit Militär bis Brück.

13. Juli 1940

Burg

Mit Hedi auf Fahrt. Sie ist krank. Die Herberge ist zu. Wir schlafen bei Familie Ossendorf. Am anderen Tage über Altenberg um, wo wir Raps und Pfiffi treffen.

20. Juli 1940

Godesberg

Sonntags morgens früh mit dem Rade nach Godesberg und nachmittags wieder um. Am Rhein haben wir uns gesonnt.

Großfahrt 1940

27. 7. Samstags 4 Uhr mit Hedi losgefahren. Ferntransport bis Stuttgart. Unterwegs Aprikosen gepflückt. Rast an der Autobahn Darmstadt.

28. 7. Sonntags schlechte Verbindung. Im Straßengraben gesessen bis nachmittags ein Wagen kam bis München. Dort keine Unterkunft. Im Luftschutzkeller herrlich gepennt.

29. 7. München besichtigt. Jacken gekauft. Auf Autobahn bis Reichenhall, dann mit Lieferwagen bis Berchtesgaden. In der JH-Adolf-Hitler übernachtet. Unsere Betten waren abends belegt und wir richten uns in einem Dachzimmer häuslich ein. Kommen und gehen wann wir wollen.

30. 7. Wir machen heute Wanderungen.

31. 7. Vormittags sind wir in Salzburg. Teures Pflaster und wir ziehen bald weiter. Mit einer Taxe bis Linz/Donau. Dort bekommen wir abends einen Wagen und sind am anderen Morgen in Wien. (Lumpenwagen). Große Rast.

1. 8. Morgens in der Herberge. Wir schlafen und machen uns frisch. Dann sehen wir uns die Stadt an. Abends im Prater. Knödel schmecken abscheulich.

2. 8. Bis Leoben. Den Rest des Weges mit einem Motorrad. Wir fahren über den Sömmering mit einem Steyr. Auf der Wassenburg. Abends Muskatellerwein aus Ziehbrunnen.

3. 8. Heute geht es bis Friesach. Wir sind sehr müde. Der Bürgermeister sorgt für uns. Wir sind ja auch „zwei Jugendfräuleins aus dem Altreich.“

4. 8. Villach. Wörther See ist herrlich. Abends wollen wir Speckfleck essen für 0,50 und schwingen uns dann auf zum Rehbraten.

4. 8. Winkler. Wir sind auf dem Wege nach Heiligenbluth. Übernachten in einer Scheune. Bekommen Käse und Milch.

6. 8. Heute erreichen wir endlich Heiligenbluth gehen bis zur St. Josefs-Höhe. Auf Militärfeldwagen zur Edelweißspitze. Unterwegs ist „Mautstelle“. Wir kommen noch bis zum Wallachhaus. Die Filmterra ist dort. Wir laufen abends noch mit unseren Söckchen in den Schnee. (Es war einmal ein Mann der hieß Vincenz).

7. 8. Mit Terra durch die Maut nach Zell. Am Nachmittag auf dem Zeller See gerudert und geschwommen. In der JH hatten wir Spätausgang. Abends war der Schlüssel weg und wir mußten nachts durchs Fenster klettern.

8. 8. Heute geht es nach Loofer und wir übernachten dort abends nach vielem Wandern in einer kleinen Feldscheune.

9. 8. Heute haben wir mehr Glück. Wir fahren wieder bis Salzburg und dann zu einer Kölner Autobahn. Abends bekommen wir noch einen Fernlastwagen bis Köln.

10. 8. Vormittags sind wir in Godesberg und wollen dort noch bleiben. Wir verabschieden uns von Felix.

Die Jugendherberge ist besetzt und wir fahren am Nachmittag doch nach Hause. Alles ist dort verreist. Geld haben wir genucht vorgefunden. Wir baden uns ordentlich, schlafen tüchtig aus und schon geht’s am anderen Tage wieder mit frischem Mut weiter auf Fahrt.

Wir waren an diesem Sonntag noch in der Liesenberger Mühle.

17. August 1940

Leichlingen

Treffen in Leichlingen Hptbhf. Nach Wipperau. Ich war halb krank. Nachts neben uns schweres Flakgeschütz.

Auf dieser Fahrt mache ich eine große Feststellung. ---

Morgens zur Solinger Talsperre. Hedi bleibt bis zum Montag dort.

24. August 1940

Opladen

Ich hole Franz ab. Nach Opladen zur Paula. Unterwegs machen wir eine Frühstückskorb. Dann nach Kalmünten zu Bubi. In Küppersteg in der Verkaufsstelle Geburtstag gefeiert. Durch den Alarm nach Kalmünten. Mit Paula Raps und Bubi ein kl. Fläschchen geleert. Der mööde Hans und Jim schmeißen morgens mit Pflaumen.

31. August 1940

Honnef

Die ganze Bande fährt mit der Uferbahn nach Honnef. Abends spät kommen Martha und Lieses nach. Wir teilen die Betten. Die alte Mühle. Im Rhein beim Kahnfahren ein Strudel. Die Opladener und Kölner sind sämtlich vertreten.

Großfahrt 1941

28. 6. Die erste Großfahrt die ich ganz allein machen werde, steigt. Mit Hedi treffe ich mich um 3 Uhr am Opernhaus. Sie wird mich noch ein Stück auf den Weg begleiten. Hierbei kam sie in Sinzig bald in einem Mistpfuhl um ihr kostbares Leben. Nun bekamen wir ein Auto bis Stuttgart. Kurz vor Koblenz im „Jupp“ verabschiedete sich Hedi. Wir trafen dort auch noch die anderen bekannten Stuttgarter Fahrer.

Auf der Fahrt musste alle 80-100 km das Feuerchen geschürt werden, denn mein „Mercedes“ fuhr mit Holz. Um 3 Uhr machten alle Rast an der Autobahn Darmstadt. Ab dort bis Bruchsal habe ich selbst gefahren.

29. 6. Stuttgart. In einem netten Kaffee konnten wir frühstücken. Nachdem ich mich von meinem Fahrer (Mazura) verabschiedet hatte, wartete ich auf ein Auto. Es kam eins hinter dem anderen, im Ganzen zwei!

An diesem Sonntag tippelte ich 35 km bis Backnang, hatte dort Unterkunft in einer Herberge alleine und schlief 12 Stunden, ich war totmüde.

30. 6. Mein Ziel in Nürnberg. Bis in den Spätnachmittag sah ich mir die Stadt an. Die Nürnburg (JH) war belegt und ich beschloß mich, auch nicht dort zu übernachten und machte mich auf den Weg. Ein schöner Wagen fuhr mich noch bis Seubersdorf, ich übernachtete dort im Gasthaus zur Eisenbahn.

1. 7. Um 6 Uhr morgens fuhr ich nach Obertraubling hinter Regensburg. Besuchte dort Richard und sah mir anschließend die Stadt Regensburg an. Eigentlich wollte ich dort bleiben, aber zufällig sah ich einen Wagen nach Nürnberg und mich packte wieder die alte Unrast. Ich fuhr mit bis Nürnberg-Feucht. Alle Gasthäuser waren besetzt. Zwei Mädels aus Lennep, die auch auf Trämpfahrt waren, boten mir an mit ihnen ihr Zimmer zu teilen. Die beiden Mädels kamen mit einem Feldw. Der gerade aus Frankreich kam und nun nach Hause (Linz/Do) wollte.

Er hatte prächtige Sachen von Frankreich mitgebracht. Nach einem guten Abendbrot zogen wir alle 4 uns zurück und nun fing der gemütlich Teil an. Unser guter Feldwebel, den wir zum Schluß nur noch Märchenonkel nannten, lud uns zu einer Fl. Rotwein ein. Diese war bald leer. An dem Abend trank ich das erste Mal Champagner. Zum Schluß waren wir alle in einer munteren Stimmung. Einmal kamen wir auf die Rede von Schokolade und schon zauberte der gute Onkel schon was aus seinem Koffer und wir konnten uns mal daran satt essen. Für den anderen Tag bekamen wir noch Kakao versprochen.

2. 7. Morgens früh standen wir schon auf und wir Mädels organisierten die Milch zum Kakao. Nach dem gemeinsamen Frühstück verabschiedete sich unser Märchenonkel und fuhr gen Linz. Wir begaben uns zur Autobahn. Zuerst bekamen die beiden Mädels einen Militärwagen bis München und dann hatte ich das Glück auch einen Miliärwagen bis Berlin zu bekommen. Vorher hielt noch ein Totenwagen, aber ich zog vor,

dann lieber doch noch etwas zu warten. Meine Fahrer waren ein Oberleutnant der Panzer aus Koblenz und ein Hamburger Gefr. Ich musste nun auch einen schweren Militärmantel anziehen, damit draußen die Leute nicht so schnell erkannten, dass ein Mädel im Wagen sitzt, denn der Wagen führte eine ganze Kolonne. Diese trafen wir erst wieder gegen Mittag. Auf einer Anhöhe an der Autobahn wurde gegessen. Ich musste feste mithalten und es gab schöne belegte Brötchen und Bienenstich. Weiter ging die Fahrt bis Naumburg und ich musste nun hinten sitzen. Die Kolonne übernachtete in einer Kaserne und ich stieg, so wie ich war, im besten Hotel (schwarzes Ross) ab. Um 22 Uhr abends war ich mit dem Gefr. verabredet, wo er mir erst sagen konnte, wann am anderen Tage die Fahrt weiterging. Die Stadt hatte ich mir schon ein wenig angesehen und im Ratskeller gegessen. Im Hotel unterzog ich mich einer gründlichen Körperpflege und schlief dann wie ein Dachs.

3. 7. Um 6 Uhr ließ ich mich wecken. Ich zog vor, erst noch zu frühstücken, ehe ich meine Hotelrechnung bezahlte denn auf

nüchternen Magen ist das doch riskant. 7.- RM kostete der Spaß, also doch noch billiger wie ein Anzug. Pünktlich um 10 nach 7 Uhr kam mein Wagen vorgefahren. Es ging nun mit schneller Fahrt Berlin zu. In Treuenbritzen musste ich mich verabschieden, denn die Kolonne fuhr nun gen Osten. Ein Reichspost-Wagen fuhr mich bis Berlin-Stahnsdorf. Nach langem hin- u. herirren mit der S und U-Bahn fand ich in Berlin N die Wohnung von Frau Henschel. Sie selbst war nicht dort, ich ließ aber meinen Affen da und wollte an dem Abend noch Käthe Fensel besuchen. Käthe freute sich sehr und überredete mich, einige Tage bei ihr in Berlin zu bleiben. Abends brachte sie mich wieder nach Bln-N.

4. 7. Ich schlief lange, konnte sowieso nicht weggehen, denn es regnete in Strömen. Von Henschels verabschiedete ich mich abends und ging zur Käthe. Den Abend verbrachten wir im Lokal im Hause.

5. 7. Bis 10 Uhr schlief ich. Dann suchte ich die Hauptpost. Kein Berliner konnte mir sagen, wo die ist. Ich hatte endlich Post.

Nach dem Essen zeigte mir Käthe die bekanntesten Sehenswürdigkeiten Berlins. Während den 8 Urlaubstagen hatte ich schon eine ganze Schuhsohle abgelaufen und ich wäre nicht heil nach Hause gekommen, wenn nicht ein bekannter Schuster von Käthe sich noch meiner erbarmt hätte. Nach dem Abendessen hatte sich Käthe mit „Dittrich“ verabredet und es ging zu dreien ins Kino. „Verräter am Niel“ ein schaurig schöner Film. Anschließend ging es mit Dittrich nach Hause. Es war eine herrlich eingerichtete Wohnung und eine größere Gesellschaft vor. (Ich dazwischen mit Dirndel und Jesusschühchen.) Wir mussten noch mal warm essen, dann gabs eine große Schüssel gezuckerter Erdbeeren. Ein schöner Schrank-Plattenspieler nahm mich ganz in Anspruch. Am abend gabs noch Erdbeer-Bowle und in heiterer Stimmung ging es um 2 Uhr nach Hause. Es war ein sehr netter Abend. (Waldschreck).

6. 7. Bis ½ 11 Uhr schliefen wir, dann fuhren Käthe, Ihre Tante und ich nach Potsdam. Wir besichtigten Sansoussi. Das schönste waren die „Filzschluffen“, die jeder anziehen musste.

7. 7. Heute will ich weiterfahren. Von der Post aus geht’s mit der S-Bahn wieder bis Potsdam und ich bin glücklich, dass mich bald die lange Chaussee aufnimmt. Ich atme auf und freue mich, aus dem aufgeregten immer hetzenden Berlin wieder herauszusein. Heute hatte ich Glück. Ein schicker offener Sportwagen nimmt mich mit. Nahe bei Magdeburg sehe ich mir den schönen Rasthof an. Um ½ 2 Uhr bin ich in Hannover. Im Hotel Karl-August miete ich mich ein. Am Nachmittag sehe ich mir die Stadt und den herrlichen Maschsee an. Für 7 Uhr war ich von Herrn Karl Große eingeladen zum Abendessen (mein Fahrer) Anschließend gingen wir ins Kino „Jagdgeschwader Lützow“ und dann zurück zum Hotel.

8. 7. Um 6 Uhr lasse ich mich wecken. Das Telefon schrillt unbarmherzig. Ich verabschiede mich noch und um 8 Uhr stehe ich wieder auf der Landstraße. Ich erwischte ein Auto bis Göttingen, von wo aus ich 20 km in praller Mittagshitze bis Hann. Münden. Ich gab meinen Geist auf. Löste mir eine Fahrkarte bis Kassel. So empfing mich dann Tante Evchen.

Am Abend gingen wir noch in die Stadthalle, zusammen mit Herrn Schneider. Eine nette Gesellschaft war am Tisch. (Schauspieler & Sängerinnen)

9. 7. Am Vormittag besuchte ich Familie Mayer, Tante Diete und Lia Mayer. Mittags ging ich mit Tante ins Palmenbad. Noch nie war Tante in einem Strandbad und ich konnte sie dazu überreden. Danach ging ich sichtlich erfrischt bis zum Herkules herauf (585 Stufen). Um 9 Uhr abends erreichte ich mit dem Herkulesbähnchen Kassel. Abends gingen wir wieder in die Stadthalle mit dem Kasseler Tennisclub. Eine tolle Gesellschaft.

10. 7. Von Tante Evchen erbte ich ein paar prächtige Wanderschuhe. Mit ihnen machte ich mich auf den Weg zur Autobahn. Ich wartete keine 10 Minuten als schon das geeignete Auto für mich heranrolle. So war ich mittags schon in Frankfurth. Ich fuhr an dem Abend noch bis Rüdesheim. Die Herberge war zu und ich fand ein schönes Privatquartier. Nachmittags ging ich schwimmen. In der Nacht hatte ich das 1. Mal seit 14 Tagen wieder Alarm und zu

meinem Empfang warfen die Tommis in der Nacht 6 Bomben unmittelbar in meiner Nähe.

11. 7. Heute geht es heimwärts über Koblenz nach Köln. Dort sah es schlimm aus. Manche Straßen rauchten noch von dem Angriff vor einer Woche. Bahnen fuhren natürlich nicht und ich musste mit dem schweren Affen in glühender Hitze nach Hause tippeln.

12. 7. Heute schlafe ich mich von der großen Fahrt richtig aus und gehe anschließend ins Eisstadion. Hedi kam nach. Erst wurde erzählt, was sich nun alles ereignete hatte und dann meinten wir beide, dass es nicht gut sei für Wandervögel, wenn sie samstags in den Stadtmauern bleiben und so gingen wir am Abend noch mit unbekanntem Ziel wieder weiter auf Fahrt.

                                               ----------------------------------------------

1941

Nach meiner Großfahrt habe ich noch viele schöne Fahrten gemacht. Unter andrem auch noch die schöne Abschiedsfahrt mit Martha und Hedi, bevor ich zum Reichsarbeitsdienst einrücken musste. Wir machten eine Trämptour bis Kaub. Wieder ein alter bekannter Stuttgarter Fernfahrer nahm uns mit. In Kaub haben wir im „Goldenen Stern“ übernachtet. Nach einem ausgiebigen Frühstück (friedensmäßig) ließen wir uns auf die andere Rheinseite übersetzen. Es kam kein einziges Auto vorbei und wir versuchten unser Glück auf dem großen Strom. Auf dem Wasser verhandelten wir weiter mit einem Schlepper an den wir ganz nahe herangekommen sind. Dieser nahm uns gerne mit und wir stiegen gerade in der starken Strömung an der Loreley von dem kleinen Kahn in den großen Schlepper. In Bad Salzig ruderten die Matrosen uns wieder an Land und nun war uns auch das Glück auf der grauen Straße hold. Wir bekamen direkt

zwei Wagen. Martha und ich fuhren in dem ersteren zusammen und hinter uns kam Hedi. In Namedy tranken wir Kaffee. Früh genug waren wir wieder in Colonia und es war eine herrliche Abschlußfahrt für mich.

                                                           ---------------------------------------

Am 8. Oktober 1941 rückte ich ein zum RAD. Es war eine ganz schöne Zeit für mich, nur meine Freiheit fehlt mir. Oft hatte ich zurückdenken können an meine schönen Fahrten und zehrte dort fern der Heimat auch noch davon. Von Isny aus hatten wir zwei Reisesonntage. Natürlich habe ich beidesmal schöne Fahrten gemacht. Das 1. Mal lag noch hoher Schnee und ich habe mit noch drei Kameradinnen eine Tour nach Oberstdorf aufs Nebelhorn gemacht. Das 2. Mal sind wir wieder zu 4 Mädels nach Konstanz zum Bodensee gefahren. Da wusste ich noch nicht, dass ich kurz danach meine ganze KHD.-Zeit verbringen würde.

                                               ---------------------------------------------

27. Februar 1943

D i e   L o o s e n a u .

Meine erste Fahrt im Jahre 1943 soll zur alten Au steigen. Ich fahre alleine hin, durch den schönen Haniel-Park. In der Aue treffe ich Hänsken und Erni.

Nun müssen wir uns erst Quartier suchen. In der Plätz-Mühle treffen wir eine Frau die dort ein Wochenendhäus’chen hat und finden schöne Unterkunft.

Leider haben wir keine Gitarren. Am anderen Tage kommt noch Werner. Wir sitzen lange im Steinbruch. Ich muß an einst vergangene herrliche Fahrten mit den „Alten“ nach dort denken.

Die Sonne meinte es gut. Wir konnten das erste Mal sonnenbaden.

6. März 1943

Z u r   L i n g e .

Die Talsperre sieht man wohl nie im Sonnenschein, denn auch diesmal regnet es. Martha und ich fahren mit dem Zuge. Hänsken holt uns ab. Mit uns steigen leider noch eine ganze Bande Wuppertaler aus. Man konnte wieder Studien machen. Wir übernachten bei der „Tante“. Die dicke Ilse ist mit Spier auch dort. Heiner kommt nach und hat die Klampfe mit. Für uns war die Fahrt dann doch recht schön.

13. März 1943

F e l s e n s e e .

Abends warten wir auf Miss und Hänsken. Der Zug hat Verspätung. Mit der Rheinuferbahn gehts bis Oberkassel. Wir finden die Höhle leer, Heiner und Erni sind nicht gekommen. Wir können in der Höhle das Zelt aufschlagen.

Morgens kommen die beiden herauf. Natürlich wieder „privat“ geschlafen. Ich mache von ½ 7 Uhr bis 9,00 Uhr einen Rundgang über die Felsen und zum See um mich ausgiebig zu waschen. Dann streife ich noch durch die Gegend. Über den Rheinhöhenweg kommen wir zum Kloster Heisterbach und treffen dort einen alten Kumpel von der Saar, der herrlich auf der Klampfe spielen kann und noch die schönen alten Landsknechtlieder singt. Von Niederdollendorf aus fahren wir mit der Bahn wieder bis Köln und essen noch im Wartesaal bis der anderen Züge fahren. Wir hatten die Räder am Bahnhof.

20. März 1943

A u e

Alleine geht es diesmal wieder zur Aue. Erst besuche ich Frau Reinsch in Plätz, wo ich Milch und Kuchen bekomme. Erni erscheint im Fenster und wir gehen zusammen mit Heiner zur Aue. Abends kommen noch Ruthchen und Öppi – Ruthchen und ich schlafen bei Muttern Kühn und die Jungs haben sich in Plätz-Mühle Quartier gesucht.

Die Nacht ist schrecklich kalt. Dort habe ich mir mein Nesselfieber zugezogen und nehme mir vor, nie mehr bei Kühn zu schlafen.

Heiner will auf Großfahrt. Ich nehme ihn auf dem Rade mit bis Schleebusch. Dort fährt er mit der Bahn und ich treffe ihn eine Stunde später wieder am Rhein und tippele mit bis zur Autobahn. Er hat keine Geduld. Heiner kann alleine nicht auf Fahrt gehen. Das sehe ich schon am ersten Tage. Er wird nicht weit kommen.

27. März 1942

C a u b / Rhein.

            Und so trämpen wir durchs Land…..

Stropp und ich bekommen einen Wagen bis Bonn und sehen auf der Straße Hänsken und Werner. Ab Bonn haben wir einen Fernlast (Viktor und Alfons). Ein Wagen bis Metz. Wir können leider nicht mit. Prächtiges Abendessen und Wein in Rolandseck. Im Wagen feines Weißbrot u. Wurst. In Koblenz beginnen wir unsere Tippelei durch die Nacht. Auf dem Bahnhof ist alles still. Ein einsamer Soldat schließt sich an und noch einer in Ehrenbreitstein. Beide können erst am anderen Tage wieder in die Kaserne. Der Mond scheint. Wir tippeln bis Niederlahnstein. Von ½ 5 Uhr bis 6 Uhr schlafen wir im Wartesaal. Dann mit dem Zuge bis Caub. Morgens treffen wir Heiner. Er fährt nach Köln. Die Großfahrt fiel ins Wasser.

Martha und ich in der Kirche (Messe). Im „goldenen Stern“ trinken wir Kaffee und dann kommen Hänsken und Werner. Sie haben dort geschlafen. (Sind das letzte Stück mit dem Zuge

gefahren. Im Rhein kann ich mich waschen. Den ganzen Tag regnet es in Strömen. Wir sind naß bis auf die Haut. Aber das macht nichts. Trotzdem tippeln wir zusammen bis St. Goarshausen. Von dort aus fahren wir auf Nachlöseschein bis Koblenz. Martha und ich lösen nach und warten im Wartesaal auf den Anschluß. In einer Stunde ging es weiter und um 6 Uhr waren wir wieder in Köln. Die beiden kleinen kommen auf der Bahnsteigkarte heraus. Die arme Reichsbahn verrechnet sich um ca. 11. RM. Ich fahre nach Hause und die beiden fahren mit Stropp und warten auf ihren Anschlußzug.

gefahren. Im Rhein kann ich mich waschen. Den ganzen Tag regnet es in Strömen. Wir sind naß bis auf die Haut. Aber das macht nichts. Trotzdem tippeln wir zusammen bis St. Goarshausen. Von dort aus fahren wir auf Nachlöseschein bis Koblenz. Martha und ich lösen nach und warten im Wartesaal auf den Anschluß. In einer Stunde ging es weiter und um 6 Uhr waren wir wieder in Köln. Die beiden kleinen kommen auf der Bahnsteigkarte heraus. Die arme Reichsbahn verrechnet sich um ca. 11. RM. Ich fahre nach Hause und die beiden fahren mit Stropp und warten auf ihren Anschlußzug.

10. April 1943

Altenberg .

Martha und ich fahren erst Sonntags nach Altenberg. Ich bin erstaunt, denn wir treffen Teddy, Sonny, Jonas und Fumm. Über zwei Jahre hatten wir uns nicht mehr gesehen. Martha und ich gehen über Schmeisig, Steinbruch nach der Aue. Dort treffen wir dann auch die anderen wieder und essen zusammen zu Mittag. Nach dem Essen fahren Martha und ich mit dem Rad wieder nach Altenberg in „die Post“ und warten auf Raps, der auch dort hin kommen sollte. Die andere Gesellschaft kommt zu Fuß auch bald nach und wir singen den ganzen Tag prächtige Lieder, denn Raps ist im Spielen nicht faul. Es war sehr nett.

Bis Schildgen ging es noch gemeinsam mit dem Rade und dann fuhren wir weiter nach Hause.

17. April 1943

Burg W a l d e c k .

Wir trämpen bis Godesberg. Unterwegs verliere ich das erste Mal mein rotes Seidentüchelchen, was ich gemeinsam mit der Martha habe. Ihres teilen wir danach immer und immer wieder aber ich verliere es immer. Es hat wohl nicht sein sollen. Zum Schluß hatten wir beide keins mehr.

Hinter Godesberg bekamen wir einen Stuttgarter Wagen. Ich bekam das Bild von dem Fahrer, was vor zwei Jahren mal gemacht wurde, als ich auch mit Stuttgartern fuhr. Bald waren wir in Koblenz und wir tippelten die Mosel entlang bis zum Hotel Weltersbach, wo wir übernachten konnten. Am anderen Tage nahm uns ein Solinger Wagen mit bis Burgen und dann tippelten wir 30 km durch den Hunsrück. Es war herrlich. Waldeck liegt wunderschön. Über Landstraße ging es zurück bis Brodenbach, wo wir wieder mit dem Zug nach Koblenz fuhren. Von dort wollten wir wieder trämpen. Aber es war zu spät. Wir bekamen keinen Wagen mehr und führen auch wieder weiter bis Köln. Um 1 Uhr waren wir erst da.

24. April 1943

Ostersamstag

Gründonnerstag fuhr ich schon nach Samter. Karfreitag mit Vati über Rosen - Mogilno nach Fichtenwalde. Onkel Gustav holte uns mit dem Pferdekutschwagen ab. Es waren dort herrliche Ostertage. Osterdienstag fuhren wir zurück bis Posen, welches ich mir dann noch ansah. Nachmittags ging es wieder nach Samter / Warthegau.

Am anderen Tage musste ich meine Heimreise antreten. In Berlin hatte ich zwei Stunden Aufenthalt und konnte noch zu Abend essen.

1. Mai 1943

Dhünntal.

Landregen!!! Wir fahren erst Sonntag. In der Aue konnten wir essen. Ein kleiner Besuch wurde unserem alten Steinbruch abgestattet. Dann konnten wir den ganzen Tag in der großen Waldwiese an der Dhünn sonnenbaden. Wir bekamen ordentlich Farbe. Auf dem Heimwege sind wir über Berg.-Gladbach Refrath, Lustheide, durch den Königsforst zur Erker-Mühle gefahren. Hordlickas waren gerade zurückgekommen. Sie haben sich sehr gefreut und ich konnte mir mal die Erker Mühle ansehen. Es hat sich vieles verändert. Abends haben wir zusammen noch eine Fl. Rotwein getrunken und auch der Cognac blieb nicht unprobiert.

Auf unserer Heimfahrt mit dem Rade gings ziemlich lustig her. Wir fuhren wie der „geölte Blitz“. Martha ist „Tollkühn“.

8. Mai 1943

„Zum großen   W a s s e r „

Das Wetter ist einigermaßen. Martha und ich fahren mit dem Zuge zur Linge. Erni ist am Bahnhof. Übernachten konnten wir bei der „Tante“. Bis 10 Uhr haben wir gepennt. (Geschwitzt wie ein Bär.)

Dann machten wir eine herrliche Fußwanderung, trotz den kleinen Schauern, die uns überraschten. Von der Linge querfeldein, dann auf der Eisenbahnschiene bis Holzwigger und von dort aus durch den Wald kamen wir zur Brucher-Talsperre.

Auf der schönen Landstraße gingen wir dann noch 8 km bis Gummersbach.

Unsere alten Brotmarken sind wir auch losgeworden und konnten prächtigen Kuchen essen.

Um ½ 7 Uhr fuhr unser Zug dann nach Hause.

15. Mai 1943

Königsforst .

Wir wollten zu Ehren des Muttertages zu Hause bleiben und deshalb ist auch so ein herrliches Wetter, wenn es sonst auch immer regnet. Samstags fahre ich mit Martha zum Königsforst wo wir uns den ganzen Tag in der Sonne aalen können.

Sonntags fahre ich mit Mutti usw. nach Berg.-Gladbach und wir hatten auch dort einen wunderschönen Sonnentag. Habe ordentlich Farbe angenommen In der Bahn treffe ich noch mehrere aus der Liesenberger Mühle.

22. Mai 1943

F e l s e n s e e .

Mit Thea und Ruthchen hatten wir uns für ½ 6h verabredet. Wir haben bis 8 Uhr gewartet und trafen zufällig Heio und Alfred. Es regnete in Strömen. Die Räder brachten wir um und holten die Gitarre mit. Mit der Uferbahn hin zum See. Um 12 Uhr kamen Ruth, Thea u. Seppi. Es war sehr schön. Am Morgen ging es mit dem Ladezeug durchs nasse Gestgrüpp zum Felsensee und trotz Kälte wurde geschwommen und wieder ein nettes Stück gelaufen. An dem Tage habe ich den Felsensee das erste Mal ganz durchquert und fühle mich nun auch darin sicher, denn er war mir bis jetzt so unheimlich.

Bis Königswinter sind wir dann über die Landstraße getippelt. Unterwegs haben wir prima Eis und Kuchen gegessen und nachher noch eine ganze Karte geschenkt bekommen. Dann sind wir mit der Uferbahn wieder nach Hause. Es war eine sehr schöne Fahrt.

29. Mai 1943

Halsterbach / Eckenhagen.

Wir wollen Teddy besuchen. Am Bahnhof in Deutz treffen wir uns mit Raps und Rolly. Martha konnte leider nicht mit. In Derschlag holen uns Heio und Alfred ab. Leni hat sich über unser Kommen sehr gefreut. Sehr lange singen wir noch und spielen mit den Gitarren. Am anderen Tage musste Leni wegfahren und wir sind dann den ganzen Tag zu Fuß getippelt. In aller Frühe kam noch Thea an. Sie war schon abends nachgekommen und hat in Derschlag übernachtet. Nachdem wir dann von dem schlimmen Angriff auf Wuppertal hörten ist auch Thea bald wieder gefahren und wir haben noch am Nachmittag in der Sonne gelegen. Fumm trafen wir wie durch ein Wunder, denn er war gerade auf dem Weg nach Halsterbach.

Die Heimfahrt war nicht sehr schön, denn der Zug war voll Fliegergeschädigte und die Stimmung war gedrückt.

5. Juni 1943

B e n r a t h .

Eigentlich wollten wir nach Kürthen, weil wir es dort versprochen hatten, aber schon in Dellbrück kehrten wir wieder um, denn es regnete in Strömen. Wir sahen im Kino abends „Henker, Frauen und Soldaten.“

Am anderen Morgen war das Wetter nicht besser aber wir fuhren mit dem Zuge bis Benrath und setzten mit dem Schiff über zu … [nicht lesbar, schlecht kopiert]

Leider trafen wir Kneuf, den wir dort erwarteten, nicht, wir hatten uns verpasst.

Mittags bekamen wir einen guten Zug wieder um. Viel haben wir nicht versäumt, denn das Wetter war miserabel, aber trotzdem waren wir wenigens beide Tage draußen.

13. Juni 1943

G r o ß f a h r t   1943

Über Pfingsten mußte ich leider im Bett liegen. Martha hatte Besuch von Hans. Ruthchen kam Samstags und blieb bei mir. Hedi war auf Urlaub von Rom da. Sonntags brachte ich Ruthchen auf den Weg zur Linge und anschließend ging ich ins Bett um feste zu schwitzen. Dienstags nahm ich mir Urlaub und abends kam Ruthchen. Mit Affen bepackt, die Waldzitter auf dem Buckel, so gingen wir noch um 8 Uhr auf die Autobahn. Hedi fuhr mit dem Zug, weil sie den Koffer mitnehmen musste um von Innsbruck weiter fahren zu können.

Wir bekamen schon in Godesberg einen Wagen in Richtung Stuttgart. Morgens machten wir kurz Halt an einem schönen Obstgarten und wir konnten an den Johannissträuchern frühstücken. Erst gegen Nachmittag kamen wir nach Heidelberg, wo wir nach Stuttgart umstiegen, denn unser Paulchen fuhr furchtbar trödelig. Abends waren wir dann in Stgt. und alle Leute staunen, dass wir noch unmittelbar am Bahnhof ein schönes Zimmer bekommen haben, aber unser Organisationsgeist war auf der ganzen Fahrt groß.

7. 6.) Ab Esslingen bekamen wir einen durchgehenden Wagen bis Ravensburg. Der Fahrer war sehr nett und wir bekamen einen halben Brotbeutel voll Würfelzucker. In ….. [schlechte Kopie, ganze Teile der Seite nicht lesbar!!!] war der erste Weg zum Lager. Erna (???) war sehr erstaunt, uns auf einmal zu sehen. Wir durften in dem alten Zimmer von mir schlafen und es war alles noch beim Alten. Sepp war …. gerade zurück vom RAD und bei Bier hat er noch bis 12 Uhr erzählt. Morgens um 12 Uhr fuhren wir dann nach Friedrichshafen.

18. 6.) An der Post trafen wir unsere Hedi. Das Gepäck hatten wir abgestellt bei Rapp und dann gings nach Ranzell. Erst hatte ich Not ins Werk zu kommen aber zum Schluß hat es noch geklappt. Am Abend waren wir am Hafen mit der Gitarre auf einem alten Schlepper und ich ging anschließend noch zur Pütz (??). Unser Quartier bei Frau Kehle (??) war ……

19. 6.) Früh ging es schon nach Konstanz (?) (folgender Absatz weitgehend nicht lesbar!!) …. Hedi hatte sich ……………………….. traf ich glücklich auch noch. …………….. wir uns in Ravensburg mit …………………………….. Werk. Es war sehr nett. …………………..

20. 6.) Es war ein reines ………………………….. wir fuhren mit dem …………………stiegen von da auf den …………………………….

Sicht. Ruth und ich fuhren früh um, damit wir noch ins Strandbad konnten. Hedi blieb zurück und kam nach. Im Strandbad trafen wir sogar Marie. Anschließend gingen wir abends noch zum Schorsch und um 12 Uhr waren wir zu Hause. Lange Ruhe war uns nicht vergönnt, denn in der Nacht war ein schwerer Angriff auf Friedrichshafen und wir haben feste geholfen bei der Löschaktion.

21. 6.)

Mit dem Zuge geht es weiter über Bludenz, St. Anton bis Oetztal und mit dem Omnibus weiter nach Sölden. Ruthchen traf in Innerwald ihren Vater und der freute sich natürlich. Wir waren sehr müde.

22.) Morgens gab es Butter und Milch. Über Zwieselstein nach Obergurgel machten wir eine schöne Tour. Abends haben wir lange gesungen und dort noch zwei nette Jungens aus Königswinter getroffen.

23. 6.) Eine Hochtour auf d. Gaislachkogel sollte unser Ziel sein. Von der Alm aus hatten wir noch 5 Stunden Aufstieg. Der Gaislachsee hatte noch eine dicke Eisdecke. Wir waren über 3 000 m hoch und es gab dort noch viel Schnee. Auf der Alm gabs abends zur Belohnung eine schöne gefüllte Eierspeise.

Leider waren die Tage dort zu kurz und wir mussten am anderen Tag schon aufbrechen.

24. 6.) Gegen Vormittag waren wir schon in Innsbruck. Eine sehr schöne Stadt. Wir mussten weiter und waren abends schon in München, Ruthchen hatte dort drei ganz nette Bengels (?) wohnen und wir bekamen noch viel Spaß. Unsere Unterkunft war prima. (Pension Ölschläger).

25. 6.) Die Autoverbindungen waren sehr schlecht und wir hatten an dem Morgen auch getrödelt. Wir kamen nur bis Leipheim. Erst haben wir eingekauft und bei Sonnenuntergang an der Autobahn gesessen und gesungen. Es war sehr nett. Der Tankwart stellte uns sein Auto zur Verfügung und darin haben wir prächtig geschlafen. Abends hat uns die Brückenpolizei der ………… eingeladen und in der Wachstube haben wir schöne Lieder gesungen.

26. 6.) Dem Tankwart halfen wir, das schöne Häuschen sauber zu machen. Er hat uns Kaffe gekocht und wir konnten frühstücken. Vormittags gehen wir auf die obere Autostraße und haben direkt einen Wagen bis Ulm. Von dort fahren wir mit dem Zuge bis Stuttgart. Kurz vor unserer richtigen Straße Nr. 10 wollte Ruth unbedingt abschwenken und so kamen wir ganz unverhofft nach Heilbronn, von wo das gute Mädchen nun auch nicht mehr weiter wusste, es

war insoweit nicht schlimm, denn dadurch haben wir das schöne Neckartal auch kennengelernt, nur leider hatten wir sehr wenig Zeit. Von einer kleinen Ortschaft aus fuhren wir dann abends noch nach Heidelberg und machten, dass wir auf die Autobahn kamen. Bestimmt wären wir noch weiter gekommen, aber man hat uns falsch geschickt und so mussten wir die lange Auffahrt laufen und kamen sehr spät zur RAB. Wir hatten wenig Hoffnung. Die einzige Hoffnung fuhr uns vor der Nase weg, denn wir wollten abwechselnd hinter der Brücke schlafen und als der Wagen vorbeirasselte, sprangen wir aus tiefem Schlaf auf und schauten traurig nach.

27. 6.) Es ist Sonntag und wohl kaum Betrieb. In aller Frühen gehen wir zum Bahnhof und haben auch direkt einen schönen Anschluß nach Köln. Mittags waren wir schon zu Hause. Nichts haben wir mitgebracht, nur ein ganzes Herz voll Erlebnisse, wovon wir wieder eine gute Zeit zehren werden. Ruthchen fuhr weiter nach Wuppertal und ich ging mit großem Hunger nach Hause. Todmüde fiel ich ins Bett.

28/29. Juni 1943 Terrorangriff (Altstadt)

3/4 .   Juli 1943 (rechtsrhein.)

8/9.      Juli 1943 „     (Norden)

9.   –   12.7.1943 Lindenburg

13.7. bis 27.8.    Lazarett Aulhausen b. Rüdesheim

28.8.                    Kirn

30.8. bis 16. 9.     in Samter/Wartheland

5.9.   „   12.9.       in Fichtenwalde/Warthegau

19.9.                     Markusmühle

20.9. bis 28.9.       im Dienst RBA

3.10.                     Mit Hedi und Hänsken am Felsensee

6.10.                     In Solingen und Wuppertal

                        ----------------------------------------------------------------

 

Ründeroth

9.10. das erste Mal in Ründeroth (Rama –Tempel) Öppi, Heio, Pie, Hännes, Ruth u. Martha

11.10.-14.10. in Kirn. (Richard kommt nicht).

14.10. abends mit dem Rad zum Haardhof. Am Abend noch zurück. (Kein Alarm)

16.10. nach Solingen. Anderentags nach Remscheid zur Thea.

20.10. Hedi, Martha, Hännes, Raps, in Zivil bei mir zu Hause. Auch Grammophon ist mal schön!!

Urlaub 1943

22.10. Morgens nach Kirn. Am anderen Tag mit Richard und Hilde nach Bad Nauheim zur Mutti.

25.10. ich fahre weiter nach Backnang und Möhrchen freut sich über meinen Besuch. Aber ich bleibe nicht lange und will zum Bodensee.

27.10. Mittwochs komme ich in Friedrichshafen an. Ich fühle mich gleich wieder wie zu Hause. Alles alte Gesichter. Im Waldhorn/Manzell Farbfilm über Tirol und einige Tage später sehe ich selber dies herrliche Land.

29.10. Und heute beginnt meine schöne Fahrt nach Tirol, bis zum 13.11.45.[richtig: 1943]

Tirol   -   Herbst   1943

30.10. Auf nach Tirol. Von Friedrichshafen aus mit dem D-Zug auf der schönsten

Eisenbahnstrecke Deutschlands bis nach Landeck. Schorsch fährt einige Tage mit. Herrliche Wanderung den Inn aufwärts.

31.10. Heute sind wir in Hochgallmigg. Man hat geschlachtet und mir ist schlecht, aber das

vergeht wieder auf der schönen Wanderung am Abend noch bis Prutz. Es ist furchtbar heiß gewesen und da lässt es sich am Abend herrlich laufen und morgen ist schon der

1.11. und noch solch ein herrliches Wetter. Bei Frau Streng, Rose und ihrer Tochter Luise,

urwüchsige Tiroler ists herrlich, besonders abends bei gebratenen Äpfeln und Meiskolben. Die Mahlzeiten sind himmlisch, alles geht aus einer Schüssel, aber mal gewöhnt man sich dran und dann ist es idillisch.

2.11. Wir lernen Fam Krämer kennen aus Duisburg (KLV-Lager) und verleben dort nette Stunden.

3.11. Schorsch fährt zurück. Ich hole gleichzeitig in Landeck einen Stapel Post für

mich ab. (Kneuf). Aufstieg nach Obladis, am Spätnachmittag.

4.11. Und heute humple ich mit einem dicken Fuß herum. Es langt nur zu kleinen Spaziergängen.

5.11. Aber das muß nachgeholt werden. Ich möchte nach Nauders. (Dreiländereck). Per Auto über Hochfinstermünz. (Übernachtung im Hotel Post).

6.11. Grenzjäger nehmen mich bei Sonnenaufgang mit über die Grenze. Reschen-Paß, Martinsbruck. Ein herrlicher Blick ins Engadien.

7.11. Aufstieg zu den Sellersköpfen und Norbertshöhe. Am Nachmittag mit Omnibus wieder zurück.

8.11. Und wieder geht’s ins Ötztal. Auch da komme ich zur Frau Grietsch direkt zum Schlachtessen. Wir sind alleine und es gibt gemütliche Stunden.

9.11. Spaziergang nach Zwieselstein. Schneewehe setzt ein und ich komme nicht mehr weiter.

10.11. Hochsölden.

11.11. Nach Innsbruck-Pradl. Finde gute Unterkunft bei Frau E. Rammel, Gabelsbergerstr. 35.

12.11. Hungerburg und Patscherkogel. (Der weiße Traum). Berg Isel und Museum Andreas Hofer.

13.11. Zurück nach Friedrichshafen. Bis dahin herrliches Wetter und am Bodensee ging die Welt fast unter.

15.11. Noch einmal nach Mecka, dann Besuch im Do-Werk, bei Frau Netz und in Konstanz.

19.11. Es geht wieder heim über Kirn und dann nach Colonia.

Marienheide

28.11. Fahrt freitagsmorgens zur Linge. Ich treffe Guy. Samstags zusammen über den Unnenberg zur Aggertalsperre und nach Dümmlinghausen. Nach anständigem Mittagsmahl bei Mittagsmusik weiter nach Ründeroth Trennen im Wartesaal.

Nachts interessantes Skatspiel im Rama-Tempel in Müllensiefen.

Hückeswagen

4.12. Mondscheinwanderung nach Körschsiefen. Der „Alte“ ist dabei. 21/2 Jahre hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Guys letzte Fahrt vor der Einberufung.

In der Nacht kommen 11 Ferkels zur Welt. Ein Grund zu feiern mit Bratkartoffeln und Speck).

Sonntags bis Winterhagen (Thea in Zivil)

Wartesaal Lennep.

Fahrten 1946

12.1.46

Der alte Guy ist wieder im Lande. Und hoffentlich auch mit ihm der alte Geist bei unseren Fahrten. Nur so langsam kommt alles wieder ins alte Gleis.

Der Samstag war sehr zivil mit Kaffee u. Kuchen. Sonntags schöne Wanderung bis Ronsdorf. Kurzer Besuch bei Ruthchen.

Pfaffenberg (Hütte)

19.1.46:

Die Kameradschaft läßt zu wünschen übrig. Martha Ruth u. Guy bleiben in der Hütte. Die übrigen fahren heim. (Mißorganisation. Sonntags Wanderung durch die Wupperberge. (In Müngsten Erni getroffen).

Winterberg

31.1.46

Ruth, Heiner, Herbert, Guy und ich fahren vor. Kneuf kommt Samstag.

Herrliche Schlittenfahrt vom Bahnhof bis Langewiese. Gute Unterkunft (Pension Becker) Schade, daß man bei den jetzigen Fahrten auch das „Hamstern“ nicht vergessen darf. Verpflegung war prächtig in den Tagen. Schade, daß wenig Schnee da war und das Wetter in den letzten Tagen sehr schlecht.

Am 4.2. fahren Ruth, Kneuf u. ich zurück. Wartesaal Bestwig.

23.3.46:    Linge-Talsperre

Mit Ruth, Hilde und Kneuf bei Tante Lene. Nach langem auch Thea wiedergesehen. Die anderen sind in der Aue. Wieder eine Überorganisation.

6.4.46:     Körschsiefen

Durch Guys Brief bekomme ich Freitags noch Bescheid. Es geht nach Körschsiefen. Renate

das erste Mal mit. Rex ist auch mal dabei.

Ostern 1946

18.4.46:

Wir können schon Donnerstag fahren. Das erste mal erlebe ich die Linge bei Sonnenschein. Ein herrliches Wetter. Familie Schürmann lerne ich auf der Fahrt kennen. Zeltnachbarn. Alles ist vertreten, sogar Hedi aus Windungen, Hubert, und Max sehe ich das erste Mal, seit der aus dem Kriege zurück ist. – Und die Fahrten im kleineren Kreise sind doch immer schöner. – Zahnschmerzen zum Verrücktbleiben -.

Montags 22.4. zurück. Wir bekommen keinen Anschluß und tippeln von Remscheid zu Fuß

nach Solingen. Das erste Mal zu Fuß über die Müngstener Brücke.

Altenberg

27.4.46:

Wieder mehr Glück als Verstand. Mit Motorrad bis Gladbach und Auto (Sch-Schneider) bis Altenberg. Loosenau. Mutter Kühn kocht uns sogar. Martha kommt nach. Rex im Steinbruch. Wüste Sache, so eine Zeltmitschleiferei und dann im Bett schlafen und so eine Fahrt mit ganz ohne Musik.

Großfahrt   1946

26. 7. - 15. 8. 46

Wir planen eine Paddeltour auf der Ems. Ich wage kaum, mich zu freuen, so schön stelle ich es mir vor. Aber es soll Wirklichkeit werden.

26.7.

Schon freitags fahre ich nach Solingen. Margot hilft mir den Affen tragen, bei brüllender Hitze.

27.7.

Endlich gehts los. 5 Schwarzhemden und ich. 3 Boote werden verstaut. Alles klappt und singend fahren wir nach Hamm. Unterwegs die erste große Einnahme von 10.- RM.

In Hamm kann man sogar Mittag essen, zwei bleiben beim Gepäck.

Nachmittags sind wir in Rheda, wo wir einsetzen wollen. Die Boote stehen schnell. Das Wasser ist minimal und anfangs tragen wir mehr die Boote als sie uns. – Und ich noch in „ziviler“ Unterkleidung, aber das wird schnell anders, nachdem sie schön naß ist. Bis zum ersten Wehr gehts, dann wird übernachtet auf einer Koppel. Unsere drei Zelte stehen schnell, es sieht romantisch aus.

28.7.

Heute gehts früh weiter. Hindernisse über Hindernisse stehen vor uns – weil Sonntag ist. Guy treidelt ab, man sieht nur noch seinen Speckdeckel. Das Boot nimmt keinen Schaden – aber er.

Kurz vor Warendorf rechts zelten wir unter rauschenden Pappeln. Mittags finden wir ein Möhrenfeld – solche Polizeifinger. Überall nur Herrenhöfe, hamstern kann man dort nicht, unsere erste Feststellung, aber kochen kann man dort – und das Material dazu fand sich immer.

29.7.

Wir bekommen Milch und Sembo kann fein kochen, auf glühender Platte ist die Hafersuppe schnell fertig.

Es regnet immer noch. Wir fahren nicht weiter und machen einen Gang durch Warendorf und kaufen ein.

Sembo macht sich gut als Koch in der großen Küche. Der „zahme“ Hofhund macht uns beiden Vergnügen.

30.7.

Es scheint so, dass Milchsuppe der Benzin für unsere Boote ist. Frisch gestärkt geht’s weiter, bis Telgte. Links der Ems stehen unsere Zelte im Sand. Es gibt Pellmänner.

31.7.

Auch heute ist das Frühstück karg. (Brot u. Milch) Und weiter gehts die Ems runter durch regulierte und unregulierte Strecken. Oft ists romantisch und die Reiher kreisen vor uns. Je weiter wir kommen, je schöner wirds, wir können uns zu keinem Zeltplatz entschließen und immer gehts weiter weils da hinten „immer schöner“ wird. Wir kommen anscheinend gar nicht mehr an Land. Es ist schon 8 Uhr.

Wir bekommen einen Namen und die Emko-Piraten finden endlich einen windstillen Lagerplatz. Wir kochen Runkelgemüse, denn unser Düsseldorfer Karlchen meint, wir müßten auch mal wieder „was Grünes“ essen.

Guy zeigt ein herrliches Talent, ins Wasser zu fallen. Die schöne warme Hose, trotz allen Übels muß ich lachen.

1.8.

Ich schlafe mal aus. Die jungens organisieren Milch und Kneuf kocht eine Suppe.

Später wollen wir in einem kleinen Dorf anlegen, ein nettes Dorf, eine Kirche, drei Gaststätten – aber kein Geschäft.

In Emsdetten gehe ich mit Kneuf und Sembo einkaufen und Sembo ladet uns ein zu Pumpernickel

mit Butter. Ich habe eine Gesichtsfarbe wie ein Indianer, wie Sonnenbrand – ohne Sonne, doch die Luft tuts.

In einem unserer Gärten wachsen Erbsen und wir ernten fürs Abendessen. Ein alter, vorhandener Zeltplatz erspart uns Arbeit. Stroh und eine Feuerstelle finden wir vor. Wir haben doch noch genug Arbeit mit dem Vorbereiten unseres umfangreichen Abendessens.

2.8.

Gut, daß wir einen Zelthammer haben, damit pflegen wir den Püreé zu bearbeiten. Es regnet, aber wir wollen noch bis Rheine. Mit Sembo kaufe ich ein – auch Tabak. Und wir leisten uns mal was anständiges – nebenher!

Kneuf rettet inzwischen zwei Kappesköppe aus der reißenden Ems unter der Brücke. Vor der großen Schleuse, direkt an einem Hause im Wasser legen wir an. Unser Quartier enthüllt sich bald als Hamsterlokal. Das Volk ist furchtbar stur, aber wir machen es uns gemütlich.

Trotz der herrlichen Puddingsuppe im Magen müssen wir dort noch eine kalte Platte essen, der arme Guy verkorkst sich dabei den Magen und er streikt.

3.8.

Ein wenig erfreuliches Frühstück auf der Bank am Wasser. Pellmänner mit Leberwurst. Und auf der Weiterfahrt muß ich nichts wie gute Lehren von meinem gescheiten Kneuf annehmen – aber nachher vertragen wir uns wieder.

Später ernten wir dicke Bohnen und finden einen idealen Zeltplatz gegenüber von Listrup.

4.8.

Ein Sonnen- und Sonntag ist heute, endlich einmal war. Jeder hat viel Arbeit. Ich mit dem Püreé und dann ist großes Reinemachen und die Wäsche wird endlich mal wieder trocken.

Das Wasser ist herrlich und ich kann schwimmen wie Eva. Alles zieht sich „sonntags“ an.

Um 4 Uhr geht’s erst weiter. Die lieben Bauern wissen anscheinend, dass uns heute das Melken zu lange aufhält und lassen uns direkt eine gefüllte Kanne am Wasser stehen.

Über hohe Wiese gehts ein Stück in den Wald hinein und heute Abend haben wir genug Holz für ein anständiges Lagerfeuer.

Heinchen und Kneuf setzten spät abends über zu den Äpfeln.

5.8.

denn für heute Morgen wäre Himmel und Erde auch wieder mal was anderes.

Um 11 Uhr sind wir am Dortmund-Ems-Kanal, Wir können am Motorschiff anhängen. Aber die Freude ist nicht lange. In Meppen war die Wasserpolizei und wir mussten vom Schiff – der Schiffer hatte uns erlaubt, auf den Kahn zu kommen, wo wir gleichzeitig Pellmänner kochen konnten und uns die eingelegten Heringe dazu schenken ließen. Bevor wir vom Schiff gingen, haben wir uns aber mit dem Schiffer für den anderen Tag verabredet, der uns dann wieder anhängen wollte. Direkt hinter Meppen zelten wir. Das letzte Mal mit Sembo und Heinchen, weil ihr Urlaub zu Ende ist.

6.8.

Um 5 Uhr schon gehts raus. Nun gehts nur noch zu Vieren weiter. Schade! Ich vermisse die beiden sehr, es waren prächtige Kameraden.

Wir hängen wieder an. An einer Schleuse steigen wir auf ein dort liegendes Schiff „Muttersegen“ und landen abends in Papenburg. Schon gut, da wir auf dem Schiff ein Süppchen kochen konnten, denn Papenburg ist ein gottverlassenes Nest, nicht mal ein einziges Lokal ist offen, geschweige denn gibts was zu essen.

Wir kaufen ein und füllen die Verpflegung auf. Auch Fleisch gibts heute mal.

An Quartier ist nicht zu denken. Beim Singen am Hafen haben wir eifrige Zuhörer. Wir übernachten auf dem Schiff, sogar eine 1,50 m lange Koje steht mir zur Verfügung.

7.8.

Kneuf hat Geburtstag. Er freut sich über die Geldbörse und die Zigaretten. Eine feudale Erbsensuppe gibt’s mit Fleisch. Endlich mal was staböliges.

Die Fahrt über den Dollard ist schön, nur ordentlich kühl und windig wirds. Guys traditioneller Speckdeckel ging dabei auch flöten.

Mit dem Schiffer konnten wir noch ein gutes Geschäftchen machen, gegen Stahlware bekamen wir Brot, Gries, Wurst usw.

Und nun sind wir im Emdener Hafen. Das Reinkommen ging leichter als das Rauskommen. Mit Karlchen so lange wegen Genehmigung usw. für den Hafen durch Emden getippelt, das ich abends förmlich totmüde aus den Latschen gekippt bin. Dann begann unser größtes Umtragen. Nachdem der Rat der Ratlosen sich endlich einig geworden war. Von der Kesselschleuse aus befuhren wir den Ems-Jade-Kanal. In einem Dorf bei Riepe bekamen wir eine anständige Privatunterkunft mit Verpflegung. Nach anständiger Milchsuppe gabs noch Bratkartoffel und dann nach alt nordfriesischer Sitte schwarzen Tee und „Sahne“. Nach langen Tagen schlafe ich das erste Mal wieder in einem regelrechten Bett doch andernmorgens tat mir alles weh, so was Gutes ist man dann eben nicht mehr gewöhnt.

8.8.

Wir brauchen nicht zu kochen, morgens setzen wir uns an gedeckten Tisch. Es gibt feinen Püreé und alles wird satt.

Wir paddeln durch Aurich, gleichzeitig wird dort eingekauft. Es regnet mal wieder. Heute

wird nicht weit gepaddelt. Ein altes Blechhaus direkt am Kanal bietet uns ein herrliches Torflager für die Nacht. Der hintere Teil der Hütte ist von Flüchtlingen bewohnt, deren Kücheneinrichtung wir benutzen dürfen und das will unser Karlchen auch ausnützen und bestellt zum heutigen Abend „Flaaaden“. Ich kann mir darunter kaum was vorstellen, aber er verstehts und macht sie selber.

Der Regen trommelt über Nacht nur so auf das Blechdach. – Schön war das!

9.8.

Es ist schon wichtig, dass die Mahlzeiten bei meinem kurzen Bericht immer an erster Stelle stehen. Schließlich drehte sich doch auf der Fahrt alles nur um die F…esserei. Und das war auch unsere einzige Sorge.

Zum Morgen gabs Gemüsesuppe, also immer sehr abwechslungsreich, unsere Speisekarte.

Bei der Weiterfahrt werden Bohnen geerntet, die direkt beim Paddeln ausgepult werden. In Marquartsmoor wird eingekauft.

Hier ists schlecht mit der Feuerstelle. Karlchen wird Puster vom Dienst und nur so bekommen wir unsere Milchsuppe gar.

10.8.

Aber heute gehts besser, wir setzten über zum Kochen bei einer Malerfamilie, es gibt Bohnen und Püreé.

Das Hochmoor dort ist interessant, aber ansonsten ist die Gegend recht öde und langweilig, denn wir finden kaum einen ordentlichen Lagerplatz. Doch das Wetter treibt uns. Wir müssen wieder zurück nach Dyckhausen. Einen solch wunderbaren farbigen Gewitterhimmel habe ich noch nie gesehen. Aber es ist ein verfluchtes Nest. Wir finden kein Quartier und nach zwei Stunden Suche sind wir schließlich bis auf die Haut naß und die Boote sind bald voll Wasser.

Der Bürgermeister schickt uns nach Gödens,

ca. 3 km vom Dorf entfernt. Wir können in einem Wirtshaus auf dem Boden schlafen, wo man vor einer Stunde noch zu Hunderten das Tanzbeinchen schwang. Eine scheußliche Luft.

11.8.

Das Frühstück versöhnte uns wieder. Die Suppe sah scheußlich aus, denn die jungens meinten, in der Summe sei das Kartoffelschälen der neuen Kartoffel nicht nötig. Mir solls recht sein, aber durch die Hausmacher Wurst schmeckte die Suppe wie ein Gedicht.

Wir müssen uns um die Boote kümmern. Guys und Karls Boot hält sich kaum über Wasser, es muß dauernd gelenzt werden. Wir starten zum letzten Stück gemeinsamer Fahrt und zwar bis Sande, was wir bald erreichen. Wir haben wieder viel Arbeit, die Boote werden zerlegt, in der endlich etwas scheinenden Sonne getrocknet und verpackt. Ich koche derweilen meinen Grünkohl in gegenüberliegendem Häuschen. Die Leute sind immer sehr nett, wenn wir kommen.

12.8.

Nun kommt die Stunde der Trennung. Karl will auf die Inseln, Guy begleitet ihn noch einen Tag und Kneuf und ich fahren in entgegengesetzter Richtung nach Norddeich.

Es ist kalt dort oben, ich friere wie ein Schneider und versuche, Quartier zu finden, unser Zelt würde wahrscheinlich weggeweht, würden wir es aufschlagen. Kneuf geht derweilen zum Friseur. Wir fahren raus nach Norden und sehen uns den Strand, die Mole und die Ebbe an. Im Hotel Norddeich bekommen wir Essen und finden auch Quartier. Wir schlafen herrlich auf dem Boden, die anderen stöhnen und tun anscheinend kein Auge zu.

Wir rüsten auch zur Abfahrt. Erst wird noch gut eingekauft und die Boote aufgegeben, alles ist o.k. In einem kleinen Lokal versetzten wir ein Besteck gegen 3x2 Mittagessen und zwei großen Broten.

Im D-Zug bekommen wir einen anständigen Fensterplatz. Zum Abschied stürmt es, dass der Zug beim stehen hin- und herrollt.

Die Fahrt ging gut vonstatten. Unterwegs nettes Erlebnis mit dem „Kaffe-Mädchen“ bei der Kontrolle in Rheine.

Um 10 Uhr in Ohligs. Mit uns steigt auch Guy aus. Er war in demselben Zug und wir haben uns nicht gesehen. In Ohligs empfing uns ein Platzregen und als wir mit unserem Bootswagen glücklich in Merscheid landen, haben wir nicht weniger als keinen trockenen Faden an uns.

                                                                       -------------

14.8.

Somit wäre die Großfahrt beendet, aber auch die letzten Tage des Urlaubs sollen schön ausklingen. Bis 9 Uhr wird ausgeschlafen – man ist schon gar nicht mehr an das Bett gewöhnt. Nach dem Essen bringen wir das Zelt nach Bergers zurück. Anschließend werden wir wieder ganz zivil. Im Kino sehen wir „Die Wirtin zum weißen Rössel“.

15.8.

Heute gehts zusammen nach Köln. Wir vertreiben uns die Zeit auf dem schwarzen Markt, holen Keufs Gitarre ab und nachmittags gehts nach Vingst.

Abends ist Besuch zu Hause. Onkel Jean und die Bärbel..

                                                                       ---------------------