Die 1920er Jahre waren ein Jahrzehnt aufstrebender Jugendgruppen und von deren Organisationen. Ob konfessionell, politisch oder bündisch orientierte Gruppen: sie nahmen erheblich an Größe zu, gewannen deutlich an Selbstvertrauen und traten mit Beginn der 1930er Jahre zunehmend formiert und uniformiert auf. Nach 1933 beanspruchte dann die Hitlerjugend den Alleinvertretungsanspruch für den Jugendbereich, während alle anderen Gruppierungen nach und nach verboten wurden. Das rief schließlich – und besonders im Krieg - die Gruppen unangepasster Jugendlicher auf den Plan.
Nach 1918 entwickelte sich ein eigener „Jugendkatholizismus“, der in zahlreichen neuen Gruppierungen und Verbänden zum Ausdruck kam. Entstehung und Ausrichtung der Gruppen waren unterschiedlich, wobei sich aber fast alle an bündischen Vorbildern orientierten.
Bei der evangelischen Jugend ist eine klare Trennung der einzelnen Strömungen und Gruppierungen schwierig. Hier stehen (bislang) drei Strömungen im Mittelpunkt, nämlich die Jungmännervereine des CVJM, die Bibelkreise (BK) und die Christliche Pfadfinderschaft (CP).
Die jüdische Jugendbewegung war nach 1918 sehr vielfältig. Sie reichte von rein religiös orientierter Jugendverbandsarbeit über auf Auswanderung gerichtete zionistische Verbände bis hin zur national orientierten deutsch-jüdischen Jugendarbeit. Nach 1933 ging es dann vorwiegend ums Überleben.
Die Gruppen der Arbeiterjugend verstanden sich bis zu ihrem Verbot 1933 als politisches und kulturelles Lernfeld und wollten einen jugendgemäßen Erlebnisraum bieten. Es ging nicht in erster Linie um Politik, sondern um die Vermittlung moralischer und ethischer Werte und Kompetenzen.
„Bündische Jugend" kam um 1923 als Sammelbegriff für partei- und kirchenunabhängige Jugendbünde aus dem bürgerlichen Milieu auf, die eine selbstbestimmte jugendliche Erziehungsgemeinschaft anstrebten. Ihre Ausdrucksformen waren Wanderfahrten, Lager und gemeinsames Musizieren.
Nach der NS-Machtübernahme erhob die 1926 gegründete und bis dahin bedeutungslose Hitlerjugend den Anspruch, als „Staatsjugend" die einzige Jugendorganisation im Deutschen Reich zu sein. Ihre Mitgliedszahl stieg schnell auf mehr als 8,7 Millionen Jugendliche im Jahr 1939.
Gruppen unangepasster Jugendlicher waren ein Phänomen, das zwischen 1933 und 1945 in Großstädten in Erscheinung trat. Bei allen Unterschieden vereinte diese Jugendlichen die Ablehnung des militärischen Drills in der Hitlerjugend und das Streben nach selbstbestimmter Freizeit.