Die Geschichte von „Jugend“ folgt sicherlich allgemeinen Entwicklungen und „großen“ Linien. „Erfahrbar“ und nachvollziehbar wird sie aber zumeist erst am konkreten Beispiel eines Dorfes, einer Stadt oder einer Region, das quasi mikroskopische Einblicke in Prozesse gewährt, die dem Betrachter beim Blick auf das reichsweite „große Ganze“ verborgen bleiben müssten. In den hier versammelten Beiträgen werden daher die jeweiligen Bedingungen vor Ort in den Mittelpunkt gerückt, um so die „Potenziale lokal- und regionalgeschichtlicher Perspektiven“ für die jeweiligen Themenaspekte auszuloten.
Die westfälische Mittelstadt Lippstadt – zuvor selbst Kreisstadt - gehört seit 1975 zum Kreis Soest. Sie liegt etwa 60 Kilometer östlich von Dortmund, 40 Kilometer südlich von Bielefeld und 30 Kilometer westlich von Paderborn.
Seit 1820 wuchs die Einwohnerzahl Lippstadts im Zuge der Industrialisierung schnell an. Nachdem sie seit dem 13. Jahrhundert relativ konstant bei 3.000 gelegen hatte, lebten 1850 bereits 5.000 Menschen in der Stadt. 1865 waren es 7.000 und 1902 dann bereits 13.000. Lippstadt zählte 1925 insgesamt 18.498 Einwohner, von denen 14.978 katholisch und 4.126 evangelisch waren, während 146 Menschen dem jüdischen Glauben angehörten. Bis 1933 war die Bevölkerung auf 19.471 angewachsen (14.978 Katholiken, 4.305 Evangelische, 115 Juden), bis 1939 dann auf 21.605 (16.280 – 4.754 – 33).[1]
Für die Entwicklung des Ortes kam der Verkehrsanbindung eine große Bedeutung zu. Die erste Eisenbahnverbindung datiert auf das Jahr 1850, als die Königlich-Westfälische Eisenbahn-Gesellschaft - die heutige Bahnstrecke Hamm–Warburg – eröffnet wurde. Weitere Anbindungen erfolgten 1883 nach Warstein, 1887 nach Rheda und Münster sowie 1898 nach Beckum. Lippstadt wurde so zu einem Eisenbahnknotenpunkt.
Um 1860 siedelte sich in Lippstadt das erste größere eisenverarbeitende Werk an, das später in die „Westfälische Union“ aufging und 1900 bereits 800 Arbeiter beschäftigte. In diesem Zusammenhang entstand im Süden der Stadt ein großes eigenes Wohnviertel mit der St. Josefs-Kirche. 1905 nahm ein weiterer Großbetrieb, die „Königlich Preußische Artilleriewerkstatt“, mit 400 Arbeitern die Produktion auf. 1912 entwickelte sich schließlich aus einer mittelgroßen Laternenfabrik die „Westfälische Metallindustrie“.
[1] Vgl. www.wikipedia.org. Die Zahlen für 1925, 1933 und 1939 nach www.verwaltungsgeschichte.de.
zuletzt bearbeitet am: 19.04.2016