Die Schule war bis 1933 neben der Familie der unumstrittene Ort kindlicher und jugendlicher Erziehung und Ausbildung. Mit der NS-Machtübernahme wurde hier allerdings nicht mehr nur unterrichtet, sondern häufig auch massiv ideologisch beeinflusst. Außerdem versuchten die Nationalsozialisten zunehmend verschiedene Formen von Lagererziehung zu etablieren, in deren Rahmen eine Indoktrination und Wehrerziehung noch effektiver möglich war. Im Krieg wurden die so beeinflussten Heranwachsenden dann zunehmend zu Kriegshilfsdiensten der unterschiedlichsten Art herangezogen.
Die Gebietsverluste nach dem Ersten Weltkrieg wurden in Deutschland mehrheitlich als Schmach empfunden und scharf kritisiert. Vor allem für die östlichen Gebiete wurde eine Revision der Grenzziehung gefordert. Um diese Forderungen aufrechterhalten zu können, wurde eine Fülle von Maßnahmen entwickelt, um die deutschstämmigen Menschen von einer Umsiedlung ins Reich abzuhalten und sie in ihrer Identität als Deutsche zu bestärken.
Auch die jugendbewegten Gruppen beteiligten sich daran und entwickelten mit den „Grenzlandfahrten" ein spezifisch bündisches Instrumentarium, um die Menschen zu unterstützen. Sie gingen auf Fahrt in die Grenzregionen, in die durch den Korridor abgeschnittenen Gebiete und in die deutschen Siedlungsgebiete im Ausland, um die Gegenden kennenzulernen, Präsenz zu zeigen, vor Ort praktische Hilfe zu leisten und die Gebiete mit deutscher Kultur zu versorgen.
Im NS-Staat baute die HJ diese Arbeit weiter aus und verband sie mit rasseideologischen Ideen und der Ideologie vom „Volk ohne Raum". Systematisch wurde die „Ostland"-Thematik nun innerhalb der „weltanschaulichen Schulung" vermittelt und zentral gesteuerte „Grenz- und Auslandsfahrten" unternommen.
Während des Krieges wurden diese Maßnahmen im Kontext der deutschen Expansionsbestrebungen nach Osten noch einmal modifiziert und in den Dienst der deutschen Umsiedlungspläne im Osten gestellt.
zuletzt bearbeitet am: 19.04.2016