Die Schule war bis 1933 neben der Familie der unumstrittene Ort kindlicher und jugendlicher Erziehung und Ausbildung. Mit der NS-Machtübernahme wurde hier allerdings nicht mehr nur unterrichtet, sondern häufig auch massiv ideologisch beeinflusst. Außerdem versuchten die Nationalsozialisten zunehmend verschiedene Formen von Lagererziehung zu etablieren, in deren Rahmen eine Indoktrination und Wehrerziehung noch effektiver möglich war. Im Krieg wurden die so beeinflussten Heranwachsenden dann zunehmend zu Kriegshilfsdiensten der unterschiedlichsten Art herangezogen.
1935 wurde in Deutschland der halbjährige Arbeitsdienst für männliche Jugendliche zwischen 18 und 25 Jahren zur Pflicht erhoben.[1] Unter dem Motto „Mit Spaten und Ähre" zogen danach Arbeitskolonnen durch Deutschland, die - meist tatsächlich nur mit Spaten ausgerüstet - Moore trockenlegten, neues Ackerland kultivierten oder beim Bau der Reichsautobahnen und des Westwalls mitwirkten. Für den Ausbau des weiblichen Arbeitsdienstes fehlten zunächst die finanziellen Mittel, um Lager ausstatten und Personal einstellen zu können. Erst ab 1939 wurden daher Mädchen zum Dienst verpflichtet.
Der „Reichsarbeitsdienst der weiblichen Jugend" spielte gegenüber dem „Reichsarbeitsdienst der männlichen Jugend" aber stets eine weitaus geringere Rolle. 1934 nahmen beispielsweise nur 7347 „Arbeitsmaiden" am Arbeitsdienst teil, dagegen waren es bei den „Arbeitsmännern" zu diesem Zeitpunkt rund 220.000.
Die RAD-Projekte unterstützten zunächst in aller Regel gemeinnützige Projekte. Während der RADmJ besonders bei Entwässerungsarbeiten oder beim Bau von Autobahnen und Straßen zum Einsatz kam, half der RADwJ fast ausschließlich in der Landwirtschaft. Hier arbeiteten die Mädchen im Garten und auf dem Feld, halfen im Haushalt, bei der Versorgung des Kleinviehs, beim Melken und bei der Beaufsichtigung der Kinder. Während des Krieges wurden die Mädchen dann zunehmend zum Kriegshilfsdienst herangezogen.
Der RAD sollte nach NS-Vorstellungen der Erhöhung der Arbeitsmoral dienen und vordergründig dazu beitragen, Klassengegensätze aufzuheben. Ideologisch überhöht wurde das klassenlose Leben in der Gemeinschaft sowie die befriedigende Wirkung von harter körperlicher Arbeit betont. Gedacht war der Arbeitsdienst zunächst aber nicht zuletzt für arbeitslose Jugendliche, die keine Lehrstelle oder keinen Arbeitsplatz nach der Schulausbildung gefunden hatten.
[1] http://www.dhm.de/ausstellungen/lebensstationen/ns_8.htm und http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/innenpolitik/arbeitsdienst/index.html (beide eingesehen am 30.10.2011)
zuletzt bearbeitet am: 19.04.2016