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Jugend! Deutschland 1918-1945
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Die Geschichte von „Jugend“ folgt sicherlich allgemeinen Entwicklungen und „großen“ Linien. „Erfahrbar“ und nachvollziehbar wird sie aber zumeist erst am konkreten Beispiel eines Dorfes, einer Stadt oder einer Region, das quasi mikroskopische Einblicke in Prozesse gewährt, die dem Betrachter beim Blick auf das reichsweite „große Ganze“ verborgen bleiben müssten. In den hier versammelten Beiträgen werden daher die jeweiligen Bedingungen vor Ort in den Mittelpunkt gerückt, um so die „Potenziale lokal- und regionalgeschichtlicher Perspektiven“ für die jeweiligen Themenaspekte auszuloten.

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Essen

Essen ist eine Großstadt im Zentrum des Ruhrgebiets und nach Köln, Düsseldorf und Dortmund die heute mit rund 585.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt des Landes Nordrhein-Westfalen. Essen, das seit 1822 zur preußischen Rheinprovinz gehörte, wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts zum bedeutenden Industriestandort und galt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als „Waffenschmiede“ des Deutschen Reiches.

Das rührte insbesondere aus der engen Beziehung zwischen Stadt und der Familie Krupp. Friedrich Krupp gründete 1811 die Krupp Gussstahlfabrik, deren schnell wachsender Bedarf an Arbeitern zu einer deutlichen Zunahme der Essener Bevölkerung führte. Die Krupp‘sche Expansion führte dazu, dass die Werksanlagen westlich des alten Stadtgebietes bereits 1873 auf mehr als 300 ha Fläche angewachsen waren und damit das Zehnfache der Altstadtfläche umfassten.

Außer der Metallindustrie wurde Essen durch mehrere Kohlenzechen geprägt, die teilweise direkt in der Stadt lagen und deren Erscheinungsbild ebenso prägten wie die Lebensbedingungen. Aufgrund des hohen Grades an Industrialisierung entwickelte sich auf dem Gebiet der Stadt Essen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zudem das dichteste Eisenbahnnetz des Ruhrgebiets.

Im Laufe des Ersten Weltkriegs mit seinem enormen Bedarf an Waffen und Munition wurde Essen zur „Kanonenstadt“. In der Krupp‘schen Gussstahlfabrik wurden gewaltige Geschütze wie die berühmte „Dicke Bertha“ gebaut. Allein während des Krieges stellte Krupp 22,5 Millionen Granaten und 25 Millionen Kartuschen her. Als der Krieg dann im November 1918 mit der deutschen Niederlage sein Ende fand, waren etwa 15.000 Essener Soldaten ums Leben gekommen, rund 5.000 weitere wurden vermisst.

In den Weimarer Jahren war Essen für einige Jahre insbesondere von der am 11. Januar 1923 erfolgten und bis Mitte 1925 währenden Besetzung des Ruhrgebiets durch französische und belgische Truppen betroffen. Im Jahr 1929 endet die nur kurze und in vielen Punkten zudem lediglich scheinbare Stabilisierung der „goldenen Zwanziger“ und wurde auch in Essen von einer lang anhaltenden wirtschaftlichen Krise abgelöst, die Ende 1932 ihren Höhepunkt erreicht. 200.000 Menschen - jeder dritte Bürger - lebte zu diesem Zeitpunkt in Essen von der Wohlfahrt.

zuletzt bearbeitet am: 19.04.2016