geb. in Bonn 1929
Eduard Brenner wird am 21. Oktober 1929 geboren. Er wächst in Bonn-Kessenich auf. Die Eltern, von der Wirtschaftskrise stark betroffen, wenden sich 1933 dem NS-Staat zu, von dem sie sich die Besserung ihrer wirtschaftlichen Verhältnisse erhoffen. Der Vater, lange Zeit ohne Arbeit, tritt in die Partei ein und wird als „Blockleiter“ in Kessenich tätig; die Mutter engagiert sich ebenfalls in NS-Organisationen.
Zugleich ist die Familie im christlichen Glauben tief verwurzelt. Der heranwachsende Eduard erlebt auf diese Weise wie selbstverständlich zwei Welten im Widerstreit: Die NS-Jugendorganisationen auf der einen Seite und die katholische Kirche auf der anderen Seite.
Als begeisterter, engagierter„Pimpf“ des Jungvolks erhält Eduard im Juni 1942 eine einzigartige Gelegenheit: Im Rahmen der NS-Jugendorganisation nimmt er an der Kinderlandverschickung ins verbündete Bulgarien teil. Acht Monate lang ist Eduard dort. Diese Reise, die der NS-Staat zu Propagandazwecken organisiert, ist für den Jungen ein einprägsames Erlebnis; so weit ist er nie zuvor gereist.
Nach seinem Volksschulabschluss geht Eduard nach Berlin, um im Rahmen der Luftwaffe eine Ausbildung als Elektromechaniker bei der AEG zu machen. Vom Krieg ist er zu diesem Zeitpunkt immer noch überzeugt. Auch grausige Berichte von der Front irritieren ihn kaum.
Erst als er in den letzten Kriegswochen in einer HJ-Einheit im Kampf um Berlin eingesetzt wird, verändert sich die Haltung des 15-Jährigen. Er erlebt den NS-Staat von seiner düsteren, unmenschlichen Seite und begreift, dass er mit seinen Kameraden in einem aussichtslosen Kampf „verheizt“ werden soll. Ein fingierter Marschbefehl seiner weitsichtigen Vorgesetzten ermöglicht jedoch in letzter Sekunde das Entkommen aus dem fast eingeschlossenen Berlin.
Eduard gerät in englische Kriegsgefangenschaft und erlebt in mehreren Gefangenenlagern Zeiten voll Hunger und Hoffnungslosigkeit. Bereits 1945 wird er jedoch entlassen und findet im völlig zerstörten Bonn bald auch seine gesamte Familie wieder.
Erst allmählich gelingt es ihm, sich von den Idealen seiner Kindheit zu distanzieren.
zuletzt bearbeitet am: 07.09.2016