geb. in Köln 1924
Gottfried J. Funk, geboren am 26. August 1924, wächst in Bensberg bei Bergisch-Gladbach in bescheidenen Verhältnissen auf. Die Weltwirtschaftskrise am Anfang der 1930er Jahre trifft die Familie schwer: Der Vater verliert seine Anstellung, Wohnung und Garten müssen aufgegeben werden. Der Lebensstandard nimmt ab. Im nationalsozialistischen Deutschland hilft die Partei beim sozialen Wiederaufstieg. Der Vater, der sich für einen Beitritt zur NSDAP entscheidet, wird wieder erwerbstätig. 1936 bekommt das Ehepaar Funk im Bensberger Parteihaus die Hausmeisterstelle einschließlich einer Wohnung.
Auch in der Schule macht sich für den Jungen ein positiver Wandel deutlich bemerkbar: Die überstrengen, teils gewalttätigen Lehrkräfte nehmen sich nach und nach etwas zurück. Und als 1938 der alte Schulleiter durch Rektor Brenner ersetzt wird, verbannt der den Schlagstock augenblicklich aus dem Unterricht. Außerdem behandelt er die Schüler äußerlich wie gleichberechtigte Kameraden. Der Geschichtsunterricht wird politisch ideologisiert. Aber der junge Gottfried fühlt sich erstmals anerkannt und gefördert.
Als Rektor Brenner 1939 Gefolgschaftsführer in Bensberg wird, beginnt für Gottfried in der HJ ein kontinuierlicher Aufstieg. Auf Wunsch Brenners arbeitet er in der Dienststelle in Bensberg und baut dort eine Mitgliederkartei auf. Dort wird er bis zum Hauptscharführer befördert.
Da er vom Sieg des NS-Staats überzeugt ist und sich in die Pflicht genommen fühlt, meldet sich Gottfried Anfang 1942 freiwillig zum Kriegsdienst. Im Rahmen der Luftwaffe wird er zuerst im Ruhrgebiet und später in Holland ausgebildet. Erstmals sieht er sich mit den Schrecken des Krieges direkt konfrontiert, doch Zweifel am NS-Staat entwickelt er nicht. Innerhalb der HJ hat er Pflicht, Loyalität, Kameradschaftlichkeit und Gemeinsinn gelehrt bekommen, sagt Gottfried Funk. Ähnliche Erfahrungen macht er bei der Truppe. Noch im Herbst 1944 meldet er sich zur Waffen-SS. In der Division „Hohenstaufen“, die in den letzten Kriegsmonaten in Ungarn eingesetzt wird, dient Gottfried als Kartograph und Hilfskrankenträger innerhalb der Sanitätsabteilung und erlebt die blutigen Rückzugsgefechte. Im Mai 1945 gerät er in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Da er in der Waffen-SS gedient hat, ist die Zeit der Internierung von besonderer Härte geprägt. Der junge Mann sieht sich ungerecht behandelt. Die nationalsozialistischen Verbrechen, die nun als Tatsache dargestellt werden, schockieren. Doch bis heute ist Gottfried Funk überzeugt, dass er in seiner nationalsozialistischen Jugendzeit so etwas nicht erfahren, aber viel Positives erlebt und wichtige Erfahrungen für sein Leben gewonnen hat. Einen Grund, sich von seinen Erlebnissen im NS-Staat gänzlich zu distanzieren, sieht er nicht.
Das Interview mit Gottfried J. Funk wurde 2012 geführt. Herr Funk konnte leider nur Kopien von Fotos zur Verfügung stellen.
zuletzt bearbeitet am: 10.09.2016