Die Schule war bis 1933 neben der Familie der unumstrittene Ort kindlicher und jugendlicher Erziehung und Ausbildung. Mit der NS-Machtübernahme wurde hier allerdings nicht mehr nur unterrichtet, sondern häufig auch massiv ideologisch beeinflusst. Außerdem versuchten die Nationalsozialisten zunehmend verschiedene Formen von Lagererziehung zu etablieren, in deren Rahmen eine Indoktrination und Wehrerziehung noch effektiver möglich war. Im Krieg wurden die so beeinflussten Heranwachsenden dann zunehmend zu Kriegshilfsdiensten der unterschiedlichsten Art herangezogen.
Auch die Schulen sollten nach 1933 ihren Beitrag zur „Formung" des „neuen Menschen" leisten. Künftig sollten Schüler nicht mehr zu selbstständigem Denken und Handeln erzogen werden, sondern zu gläubiger Hingabe an den „Führer", militärischen Tugenden und blindem Gehorsam.
Für eine umfassende ideologische Ausrichtung der Jugendlichen hielten die Nationalsozialisten das Lager als „pädagogischen Raum“ für die beste Lösung. Im Rahmen von „Landjahr“ oder „Reichsarbeitsdienst“ sollte in militärisch organisierten Lagern der Charakter von Menschen verändert werden.
Das Landjahr wurde 1934 als neunmonatiger Lageraufenthalt für Volksschulabsolventen ohne Lehrstelle eingerichtet. Es diente nicht zuletzt der nationalsozialistischen „Formationserziehung“. Insgesamt haben von 1934 bis 1945 rund 350.000 Jugendliche das Landjahr durchlaufen.
1935 wurde der halbjährige Arbeitsdienst zunächst für männliche Jugendliche zwischen 18 und 25 Jahren zur Pflicht erhoben. Ideologisch überhöht wurde das klassenlose Leben in der Gemeinschaft sowie die befriedigende Wirkung von harter körperlicher Arbeit betont. Der RAD der männlichen Jugend diente aber nicht zuletzt der Wehrerziehung.
Die KLV wurde im September 1940 eingeführt und versuchte die Evakuierungen aus den von Bomben bedrohten Städten als eine Erholungsmaßnahmen erscheinen zu lassen. Die HJ nutzte die KLV, um die Jugendlichen in den Lagern politisch zu beeinflussen und militärisch zu drillen.
Lieder begleiteten den Alltag von bündischer, konfessioneller oder sozialistischer Jugend ebenso wie jenen der Hitlerjugend. Ob auf Fahrt, beim Heimabend, beim Fahnenhissen oder bei Feiern - zu jedem Anlass gab es die passenden Lieder, die so Ausdruck des jeweiligen Lebensgefühls waren.
Als Reaktion auf die Gebietsverluste im Ersten Weltkrieg gingen viele Jugendgruppen auf „Grenzlandfahrt“ und besuchten die „Volksdeutschen“ in den abgetretenen Gebieten. In der HJ wurde diese Arbeit zur Ideologie vom „Volk ohne Raum“ ausgeweitet.
Was unternahm das NS-Regime, um die Heranwachsenden auf kommende Kriege vorzube-reiten und die Gewinnung von „Lebensraum“ zu legitimieren? Das soll an Beispielen aus Bereichen jugendlichen Lebens verdeutlicht und au seine Wirkung hinterfragt werden
Mit Beginn des Krieges änderte sich auch das Verhalten vieler Jugendlicher selbst beträchtlich. Hier wird deren Situation unter den Bedingungen des eskalierenden Bombenkrieges skizziert und nach den Auswirkungen auf deren physische und psychische Verfassung gefragt.
Von Mitte Februar 1943 bis zum Kriegsende wurden rund 200.000 Schüler ab 16 Jahren als Helfer und Kanoniere der Flugabwehr eingesetzt. Diese Luftwaffenhelfer verrichteten ihre Aufgaben oft mit großer Begeisterung, was viele von ihnen letztlich mit ihrem Leben bezahlten.