1945 war natürlich in erster Linie das Jahr, in dem der Zweite Weltkrieg zu Ende ging. Ehe es aber so weit war, gingen in Europa noch mehr als vier, in Asien acht Monate ins Land, die ungezählten Menschen das Leben kosteten. Insgesamt waren seit dem 1. September 1939 durch Kriegseinwirkung weltweit geschätzte 65 Millionen Menschen ums Leben gekommen – etwa die Hälfte von ihnen Zivilisten -, wobei die Sowjetunion mit 27 Millionen die mit Abstand höchste Opferzahl aufwies, gefolgt von China (13,5), Deutschland (6,4) und Polen (6). Während sich auf sowjetischer Seite mit 13 Millionen toten Soldaten und 14 Millionen ums Leben gekommen Zivilisten die Opfergruppen nahezu die Waage hielten, lagen die Verhältnisse auf deutscher und polnischer Seite völlig anders. Im Reichsgebiet zählte man fast 5,2 Millionen tote Soldaten, während unter der Zivilbevölkerung knapp 1,2 Millionen Opfer statistisch erfasst wurden. In Polen stellte sich die Situation diametral anders dar. Hier standen rund 300.000 Militärangehörigen geschätzte 5,7 Millionen an Ziviltoten gegenüber – ein großer Teil von ihnen ermordete polnische Juden.
Bei Kriegsende lagen weite Teile des europäischen Kontinents in Trümmern, wobei mit Ausnahme der neutralen Staaten und teils auch Großbritanniens insbesondere die Großstädte in Schutt und Asche lagen. Die schwersten Schäden erlitten dabei die osteuropäischen Länder, wo sowohl deutsche als auch sowjetische Truppen bei ihren Rückzügen nach dem Prinzip der „verbrannten Erde“ ganze Landstriche verwüstet hatten.
Auf dem europäischen Kriegsschauplatz hatten die Kämpfe bis zuletzt mit unverminderter Härte angedauert. Mit den vorrückenden sowjetischen Armeen brach für die im Osten wohnende deutsche Zivilbevölkerung eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes herein. In endlosen Trecks versuchten die Menschen – zumeist Frauen, Kinder und Greise - bei eisiger Kälte nach Westen zu gelangen.
Währenddessen drangen die Westalliierten über den Rhein bis zur Elbe vor, wo sie am 25. April mit sowjetischen Einheiten zusammentrafen. Zuvor hatte der Luftkrieg am 13./14. Februar einen neuen grausigen Höhepunkt erlebt, als britische und US-amerikanische Verbände einen vernichtenden Angriff auf das mit Flüchtlingen überfüllte Dresden flogen.
Trotz der unabwendbaren Niederlage versuchte die NS-Führung bis zum Schluss mit allen Mitteln, die Bevölkerung zum Durchhalten zu motivieren, ohne den Vormarsch der alliierten Truppen dadurch aufhalten zu können. Adolf Hitler entzog sich schließlich am 30. April im Bunker unter der Reichskanzlei in Berlin durch Selbstmord jeglicher Verantwortung. Zur gleichen Zeit hissten sowjetische Soldaten auf der Ruine des Reichstages die Rote Fahne.
Nach und nach offenbarte sich nun das ganze Ausmaß der nationalsozialistischen Verbrechen in den Vernichtungs- und Konzentrationslagern, bei deren Befreiung sich den Soldaten jeweils ein Bild des Grauens bot. Es stellte sich heraus, dass allein die unvorstellbare Zahl von bis zu sechs Millionen europäischer Juden ermordet worden war.
Die Unterzeichnung der deutschen Gesamtkapitulation am 7. bzw. 9. Mai besiegelte die militärische, politische und moralische Niederlage Deutschlands. Die Regierungsgewalt im Land ging damit an die USA, Großbritannien, die Sowjetunion und Frankreich über, wobei jede der Siegermächte eine Besatzungszone übernahm, in der sie allein die Geschicke bestimmen konnte.
Die entscheidenden Weichenstellungen für die Nachkriegszeit erfolgten auf Konferenzen dieser Siegermächte. Nachdem sich die Regierungschefs der USA, Großbritanniens und der Sowjetunion im Februar 1945 in Jalta auf der Krim getroffen hatten, kamen sie Mitte Juli in Potsdam erneut zusammen. Sie einigten sich darauf, das besiegte Deutschland zu demilitarisieren, seine Bevölkerung zu entnazifizieren, die Wirtschaft zu entflechten und die Deutschen zur Demokratie zurückzuführen.
Auf dem asiatischen Kriegsschauplatz gingen die Kämpfe jedoch noch bis Anfang September weiter, obwohl die japanischen Streitkräfte den Alliierten an allen Fronten unterlegen waren. Eine neue Dimension bekam dieser Krieg dann am 6. August, als über der japanischen Stadt Hiroshima die erste Atombombe abgeworfen wurde. 110.000 Menschen fanden in dem nuklearen Inferno den Tod.
Beim Ende des Zweiten Weltkriegs hatten sich die Machtverhältnisse in der Welt von Grund auf verändert. Deutschland war als politische Macht völlig ausgeschaltet, und auch das japanische Großreich existierte nicht mehr. Großbritannien, obwohl zu den Siegern zählend, war wirtschaftlich nachhaltig geschwächt, während die Sowjetunion neben den USA zur Weltmacht aufgestiegen war. Durch den Machtverlust Großbritanniens und Frankreichs wurde außerdem der Emanzipationsprozess in den Kolonien beschleunigt.
In den vier Besatzungszonen Deutschlands kam das öffentliche Leben unter Aufsicht der Besatzungsmächte nur langsam wieder in Gang. In den Städten wurde mit der Beseitigung der materiellen Trümmer begonnen, während die psychischen Deformationen noch lange Spuren hinterlassen sollten. Die Hauptlast der Arbeiten lag zunächst bei den Frauen, weil die Männer entweder an den Fronten umgekommen oder in Kriegsgefangenschaft geraten waren. Über elf Millionen deutsche Soldaten befanden bei Kriegsende in alliiertem Gewahrsam. An einen Wiederaufbau Deutschlands war unter solchen Umständen vorerst nicht zu denken.
Viele der nun noch in Deutschland lebenden Kinder und Jugendlichen waren durch den Krieg schwer gezeichnet. Sie hatten Hunger und Mangel erlebt, die Zerstörung ihrer Wohnungen und Städte, schlaflose Nächte mit Bombenalarmen und Angst vor dem Tod, auseinandergerissene Familien und den Verlust von Angehörigen und Freunden. So bedeutete das Kriegsende für die meisten von ihnen eine Erleichterung und doch gleichzeitig eine schwierige Zeit, in der sie mit den empfangenen Traumata häufig ohne jegliche Unterstützung leben lernen mussten.
zuletzt bearbeitet am: 17.12.2016