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Jugend! Deutschland 1918-1945
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Lebenswelten

Jugendliche wuchsen nicht in „luftleeren“ Räumen auf, sondern in ihren jeweiligen Lebenswelten. Gerade zwischen 1918 und 1945 machte es oftmals einen erheblichen Unterschied, ob man auf dem Land oder in der Stadt aufwuchs, im katholischen oder im Arbeitermilieu, ob in einer bürgerlichen Klein- oder in einer bäuerlichen Großfamilie. Wie veränderten sich damals die Familienstrukturen, wie die schulische Erziehung? Außerdem bestimmten neue Möglichkeiten der Freizeitgestaltung zunehmend das jugendliche Leben und Streben.

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Freizeit

Über Jahrhunderte war es der Normalfall, dass das Leben vom Aufstehen bis zum Schlafengehen von Arbeit bestimmt wurde. Das, was man in neuerer Zeit dem Freizeitbereich zuordnet, wie etwa Erzählen und Gesang oder gemeinsames Essen und Trinken, war wie beiläufig in den Arbeitsprozess selbst integriert. Ausgenommen hiervon waren die Sonn- und Feiertage des Kirchenkalenders, die die Gelegenheit eröffneten, Ereignisse wie Taufe, Heirat und Tod aufwändig zu begehen. Hinzu kamen die mit dem Rhythmus des Arbeitsjahres verbundenen Festtage wie Kirchweihfeiern oder Jahrmärkte. Wer die moderne Freizeit erfassen und verstehen wolle, so postuliert es Kaspar Maase, müsse daher zunächst von der Arbeit sprechen. Wie kein anderes sei das 19. Jahrhundert ein Zeitalter der Arbeit und der Arbeitsamkeit gewesen, weil sie unter vorindustriellen Bedingungen selbstverständlicher Teil des Daseins in einer von Glauben und Herkommen geordneten Welt gewesen sei.

Das habe sich in der bürgerlichen Gesellschaft dann vollkommen gewandelt, weil nunmehr „Verkauf und Pflege des individuellen Arbeitsvermögens zur Grundlage der Existenz“ geworden seien. Das dadurch bewirkte Auseinandertreten von Arbeit und Freizeit habe zugleich auch einen außerordentlichen Gewinn an Freiheit mit sich gebracht. „Abhängig Beschäftigte verfügten nun über Zeiten und Räume, die frei waren von beruflichen Pflichten, von ständischer Reglementierung und herrschaftlicher Kontrolle. Sie besaßen eigene Geldmittel, die sie selbstbestimmt verwendeten. Freizeitgenuss konnte von jetzt an zum Selbstzweck, zum Lebensinhalt werden.“[1]

Fußnoten

[1] Maase, Vergnügen, S. 38ff.

zuletzt bearbeitet am: 19.04.2016