Suchen & Finden
Jugend! Deutschland 1918-1945
Editionen zur Geschichte
Didaktik & Schule
Jugendgruppen

Die 1920er Jahre waren ein Jahrzehnt aufstrebender Jugendgruppen und von deren Organisationen. Ob konfessionell, politisch oder bündisch orientierte Gruppen: sie nahmen erheblich an Größe zu, gewannen deutlich an Selbstvertrauen und traten mit Beginn der 1930er Jahre zunehmend formiert und uniformiert auf. Nach 1933 beanspruchte dann die Hitlerjugend den Alleinvertretungsanspruch für den Jugendbereich, während alle anderen Gruppierungen nach und nach verboten wurden. Das rief schließlich – und besonders im Krieg - die Gruppen unangepasster Jugendlicher auf den Plan.

Inhalt
Baum wird geladen...

1933 bereits das erste Mal geschlossen - Das Jugendhaus Düsseldorf

Dem Jugendhaus in Düsseldorf kam im Rahmen der Arbeit des KJMV eine wichtige Funktion zu.[1] Schon im Jahre 1908 hatte das erste Verbandssekretariat der katholischen Jünglingsvereinigungen seine Arbeit aufgenommen - für den Verband und die katholische Jugendarbeit in Deutschland insgesamt ein wichtiger Schritt hin zur Professionalisierung. Diese erste Einrichtung war der Vorläufer des späteren Jugendhauses, das im Achenbach-Haus auf der Schadowstraße in Düsseldorf seine Bleibe hatte. Hauptaufgabe dieser Verbandszentrale war nicht nur die Koordination der Arbeit der zahlreichen Jünglings- und Jungmännerverbände, sondern auch die Gründung neuer Gruppen und deren flächendeckende Versorgung mit Anregungen und Hilfen für die Arbeit vor Ort.

Im Jahr der nationalsozialistischen Machtübernahme feierte das Jugendhaus sein 25-jähriges Bestehen. Seine Mitarbeiter hatten schon in den Jahren zuvor Gelegenheit, die Ziele der NSDAP zu analysieren und in ihren Zeitschriften und Broschüren sowie im Rahmen von Weiterbildungen darauf zu reagieren. Dennoch war wohl das, was in den kommenden Jahren geschehen sollte, schwerlich vorauszusehen. Schon im Juli 1933 wurde das Jugendhaus zum ersten Mal zeitweilig geschlossen; weitere solcher Einschränkungen sollten folgen.

Die Gewalt richtete sich zunehmend auch gegen Personen und im Juli 1934 hatte das Jugendhaus das erste Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu beklagen: Adalbert Probst, Reichsführer der „Deutschen Jugendkraft" (DJK), wurde erschossen. Im Februar 1936 wurden mit Generalpräses Wolker, Generalsekretär Clemens und dem ehemaligen Reichsführer der Sturmschar, Franz Steber neben rund 50 weiteren Priestern und Laien die Führungsspitze des KJMV und des Jugendhauses verhaftet. Während Wolker und Clemens das Gefängnis bald wieder verlassen konnten, wurde Franz Steber zu einer langjährigen Zuchthausstrafe verurteilt.

Am 6. Februar 1939 kam dann für lange Jahre das Ende für das Jugendhaus: Etwa 140 Gestapo-Beamte besetzten das Gebäude und beschlagnahmten praktisch alles, was sie vorfanden. Die 90 Angestellten wurden im Sitzungszimmer eingeschlossen, wo man ihnen den Verlust ihres Arbeitsplatzes mitgeteilte. Als Wolker noch ein Abschiedswort an seine Mitarbeiter richten wollte, wurde ihm auch das verwehrt. So blieb ihm nichts weiter, als sich nach der Schließung des Jugendhauses in einem Abschiedsbrief an die nun führerlos gewordenen Jugendlichen zu wenden und ihnen mitzuteilen, dass die Verantwortung für die Jugendseelsorge nunmehr bei den deutschen Bischöfe liege.

Fußnoten

[1] Zum Jugendhaus vgl. insbesondere Wego, 100 Jahre. Danach auch das Folgende.