geborene Gödde
geb. in Sichtigvor 1927
Irmgard Nagel, Jahrgang 1927, wächst in Sichtigvor bei Warstein auf. Sie ist eines von sechs Geschwistern. Die Eltern sind im katholischen Milieu verwurzelt. Die Erziehung der Kinder ist religiös und streng. Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten fügt sich der Vater, der von Beruf Volksschullehrer ist, nach anfänglichen Schwierigkeiten in die neuen Verhältnisse ein. Die Familie zieht nach Lippstadt.
Irmgard wird dort Mitglied bei den Jungmädeln und übt verschiedene Führungspositionen aus: Zunächst ist sie Schaftführerin, dann Gruppenführerin, zuletzt wird sie mit 15 Jahren Jungmädelringführerin. Bekannt wird sie in Lippstadt, weil sie einen kleinen Jungmädelchor ins Leben ruft, der zur Untermalung zahlreicher Veranstaltungen herangezogen wird.
Im Kreis der Familie wird über Politik nicht gesprochen. Auch an der Schule ist Kritik an den staatlichen Autoritäten längst verstummt. Irmgard lebt in einer eigenen Welt, in der ihr die Schattenseiten der nationalsozialistischen Diktatur verborgen bleiben. Sie ist sportlich aktiv, bastelt, singt, erhält Anerkennung und übernimmt Verantwortung. An Hitlers Politik zweifelt die junge Frau zu keinem Zeitpunkt.
Da in Lippstadt fast bis Kriegsende vergleichsweise friedliche Zustände herrschen, kommt der militärisch-politische Zusammenbruch der Diktatur für Irmgard fast überraschend. Der Offenlegung der nationalsozialistischen Verbrechen begegnet sie zunächst ungläubig. Sie braucht lange, um sich die Realitäten einzugestehen. Auf die gedankenlose Leichtgläubigkeit ihrer Kindheits- und Jugendjahre schaut Irmgard Nagel heute mit Verwunderung.
zuletzt bearbeitet am: 25.04.2016