Nach der Öffnung der Grenzen im Jahr 1989 hat Elisabeth Schütte ihre alte Heimat zweimal besucht - jeweils gemeinsam mit Familie Wuttke. Weil ihre Vettern und Cousinen um einiges älter seien als sie, wären sie weitaus stärker als sie mit Schlesien verwurzelt gewesen. Sie selbst betrachtet Steinsdorf bei der Rückkehr „mit zwei verschiedenen Blicken“. Besonders stören sie zahlreiche eingefallene Häuser, die unbeachtet weiter verrotten. Manches sei auch vertraut gewesen, so dass man an die schöne Kindheit erinnert worden sei. „Aber ich hätte nicht da bleiben mögen unter den fremden Menschen.“ Die Heimat, so fasst Elisabeth Schütte ihre Sicht und die damit verbundenen Gefühle zusammen, sei sehr wichtig, „aber die Menschen gehören auch dazu“. Sie selbst definiert Heimat eher in zeitlicher Hinsicht als die Jahre, „in denen ich aufgewachsen bin, wo ich zuerst gelebt habe“. „Da sind die Wurzeln.“ Das sei wohl auch der Grund dafür, warum ihre Trauer- und Bewältigungsarbeit in den Jahren nach 1946 so lange gedauert habe. „Weil einfach dieses Gefühl, du bist aus deiner Heimat weg, deine Heimat, deine Wurzeln, dein Boden sind weg, das war ganz stark bei mir. Bei meinem Bruder weniger.“
Den Niederrhein, so beendet Elisabeth Schütte das Gespräch, würde sie heute „auch als Heimat betrachten“. „Aber die Urheimat, die ist in Schlesien und das bleibt sie auch.“ Ihre Kinder hätten hingegen keinerlei Beziehungen dorthin aufgebaut. „Aber die haben eben Wurzeln geschlagen, wo sie jetzt wohnen.“