Die Quellen

Die Edition speist sich aus jenen Materialien, die im Rahmen der Reifeprüfungen an Gymnasien entstanden sind. Beim hier präsentierten Projektauftakt handelt es sich das Dreikönigsgymnasium für Jungen und die Kaiserin-Augusta-Schule für Mädchen – beide in Köln ansässig. Beim Dreikönigsgymnasium handelt es sich um eine ausgesprochen katholische Einrichtung, so dass eine Ausweitung etwa um das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium als protestantischer Einrichtung wünschenswert wäre. Das gilt auch für die geografische des Projekts. Neben höheren Schulen aus anderen Städten sollten auch Gymnasien aus eher ländlich geprägten Kleinstädten mit ihrer ausgesprochenen Klientel der Fahrschülerinnen und -schüler Berücksichtigung finden. – Aber das ist zunächst noch Zukunftsmusik.

Bei den hier präsentierten Quellen handelt es sich – sofern in den Archiven überliefert - um:

1. handschriftliche Lebensläufe der Schüler
2. Kurzbeurteilungen der Schüler (oft auch der gesamten Klasse oder des Kurses) durch die Klassenlehrer
3. Deutschaufsätze

Die Lebensläufe sind – zumeist von Klasse zu Klasse bzw. von Kurs zu Kurs variierend – unterschiedlich ausführlich, zählen nicht selten aber mehr als zehn handschriftliche Seiten. Neben Angaben zum Elternhaus beinhalten sie in aller Regel die schulische Laufbahn und dort gesetzte Schwerpunkte. Oft sind aber auch Schilderungen zur Kindheit und zum außerschulischen Alltag (z.B. HJ und BdM) sowie – bei den Quellen der Nachkriegszeit – in aller Regel Angaben zu Kriegs- bzw. Kriegshilfsdiensten Bestandteil dieser Materialien.

Die Beurteilungen durch die Lehrer sind vergleichsweise kurz, bieten jedoch eine gute Orientierung bei der Einordnung der Schülerbiographien. Sehr aufschlussreich – insbesondere für die Nachkriegszeit – sind häufig auch die Kurzcharakteristiken für die gesamte Klasse.

Die sicherlich sehr schwer zu analysierenden, gleichzeitig aber auch sehr vielsagenden Quellen stellen die Deutschaufsätze dar, die im Rahmen der Abiturprüfungen geschrieben wurden. Die Themenstellungen reichten dabei von rein literaturwissenschaftlichen Arbeiten bis hin zu – für die jeweilige Zeit – sehr einschlägigen Aufgabenstellungen aus dem politischen und gesellschaftlichen Bereich. Aus solchen Arbeiten lassen sich, das entsprechende Interpretationsinstrumentarium vorausgesetzt, am ehesten die Einstellungen der Schüler ablesen. Im Rahmen des Projekts wurden zunächst lediglich jene Arbeiten ausgewählt, die über rein literaturwissenschaftliche Abhandlungen hinausgehen.

Sämtliche Angaben, die die Identifizierung einer Einzelperson ermöglichen könnten, wurden im Rahmen des notwendigen Datenschutzes sorgfältig anonymisiert. Das ist durchaus kein Mangel, der etwaige Erkenntnismöglichkeiten einschränkt, denn es geht gerade nicht darum, konkrete Einzelpersonen in ihrem damaligen Verhalten greifbar zu machen und eventuell gar an den Pranger zu stellen, sondern in Form von Materialien für Kollektivbiografien ausschließlich darum, Profile einzelner Jahrgänge, Schulen und letztlich einer ganzen Generation zu gewinnen.