Ernst Loewy an seine Eltern, 13. und 14. April 1936
Die Karte von Euch habe ich erhalten, deinen Brief, lb. Pips, ins Beth-Olim aber nicht. Ich schlafe mit 3 Jungens zusammen, die Ihr alle nicht kennt, einer aus Berlin, einer aus Hamburg, und einer aus Leipzig. Von dem Geld habe ich ein halbes P. Pfund übrig behalten, was ich aber abgegeben habe, denn in unserer Kasse muss ja auch Geld sein. Ich freue mich, dass alle Leute mir Gutes wünschen; ich wünsche mir nur eines, nämlich, dass alle die Wünsche auch wirklich in Erfüllung gehen. Dass Gerda sich mit Vater wieder ausgesöhnt hat freut mich wirklich sehr; auch freut es mich, dass Vater ein gutes Geschäft macht. Fangt doch mal an zu sparen, dass mich einer von Euch mal in zwei Jahren (womöglich noch eher) besuchen kann. Wie ich schon im letzten Brief bemerkte, ist hier leider von den Feiertagen nur sehr wenig zu sehen. Am ersten und letzten Tag ist frei, und statt Brot isst man Mazze; das ist so ziemlich alles, was man hier vom Pessach sieht.
Schwimmgelegenheit haben wir hier nicht, wohl Brausen, die wir wegen Wassermangel nur 2 x wöchentlich gebrauchen dürfen.
Landschaftlich ist es hier sehr schön. Wir machen viele Ausflüge; von einem Berg sieht man auf der einen Seite Jerusalem, auf der andern, ganz in der Ferne, das Meer.
Für heute nun Schluss. Seid alle tausendmal geküsst von Eurem Ernst.
K. An., den 14.4.
M. L. Gerade beim Mittagessen erhielt ich Euren Brief vom 6.4.36. Ich habe soviel gegessen, dass ich meinen Gürtel um 2 Löcher weiter machen musste. Für die vielen Grüssen von allen danke ich Euch sehr. Grüsst alle von mir wieder. Schreiben kann ich vorläufig noch keinem. Die Grüsse an Kakel habe ich bestellt; an Rülps konnte ich sie nicht mehr ausrichten, er ist schon 8 Tage fort. Unser neuer Führer ist sehr, sehr nett. Schluss nun!
Viele Grüsse und Küsse von Eurem Ernst.
Übrigens habe ich an E. Lamm von meinem übrigen Geld aus München noch 2 Filme geschickt.