Die Familiengeschichte

Ernst Loewy wuchs überaus behütet auf:[5] als einziges Kind seiner Eltern, umsorgt auch von den Großeltern der mütterlichen Seite, die seit seinem fünften Lebensjahr zusammen mit seinen Eltern in derselben Wohnung am Krefelder Nordwall 117 lebten und beeinflusst von seinem charismatischen Onkel Errell, der ihm „die große weite Welt“ ein Stück näher brachte. Allein in Krefeld gab es Dutzende von Verwandten.

Seinen Vater, der als Vertreter großer Textilfirmen tätig war, bekam der junge Ernst allerdings nur an den Wochenenden zu Gesicht. Der am 15. Februar 1891 in Waidhaus in der Oberpfalz geborene Richard Loewy stammte von böhmischen Landjuden ab, die seit langem diesseits und jenseits der bayerischen Grenze ansässig waren.[6] Nachdem er zunächst die Volksschule in Waidhaus besucht hatte, wechselte er zum Besuch des Gymnasiums zunächst nach Fürth, dann nach Nürnberg. Nach dem Abschluss einer kaufmännischen Lehre folgten Stellungen unter anderem in Borken, Frankfurt a.M. und in Dresden. Im Ersten Weltkrieg, an dem er vom 2. August 1914 bis zum 22. November 1918 teilnahm, kam er - zum Schluss im Rang eines Unteroffiziers - als Infanterist in Belgien, Frankreich und Russland zum Einsatz.[7]

Die Familie seiner Mutter, einer geborenen Levy, lebte seit Generationen in Krefeld. In ihr waren Handwerker, Kaufleute und Bedienstete der jüdischen Kultusgemeinde vertreten.[8] Erna Levy war am 12. April 1892 in Krefeld geboren worden, wo sie eine Lehre im Modegeschäft S. Spiro absolvierte und dort anschließend angestellt wurde. Im Jahr 1912 wechselte sie in einen Stellung in Bremen. Nachdem Richard und Erna Loewy noch während des Weltkriegs am 13. August 1918 geheiratet hatten, blieb das Leben zunächst unstet. Nach Kriegsende zog die Familie zunächst nach Freiburg i. Br., wo Richard Loewy als Buchhändler tätig war, bis sie sich 1919 dauerhaft am Nordwall 117 in Krefeld niederließen, wo am 25. April 1920 dann auch Sohn Ernst geboren wurde. Richard Loewy arbeitete nun in erster Linie als Vertreter großer Textilfirmen, war von 1923 bis 1927 aber auch Mitinhaber der Tabakwarengroßhandlung Lambertz und Loewy.

Fußnoten

[5] Vgl. Loewy, Jugend, S. 7.

[6] Loewy, Jude, S. 20.

[7] Vgl. Loewy, Jugend, S. 176.

[8] Loewy, Jude, S. 20.