Ernst Loewy an seine Eltern, 27. Februar 1937
Samstag, den 27.2.37.
Ich schicke Euch heute wieder einmal ein Negativ mit, das ich Euch bitte mir bald zurückzusenden. Es ist dies eine Aufnahme, von unserm Hause aufgenommen in Richtung auf die Landstrasse. Ich will Euch wieder ein paar Erklärungen abgeben. Legt das Bild hier auf das Rechteck mit den Nummern, dann könnt Ihr diese ablesen: 1 = Klosett, 2 = Scheune für den kranken Kuhstall, der dahinter liegt und von dem Ihr nur rechts noch ein kleines Stück sehen könnt. 3 = Der Geräteschuppen für die Pflanzungen, der sog. Machsan. 4 = Die Holzbaracken mit dem Chadar Ochel. 5 = Oben auf dem Berge ein paar kleine Häuser, das arabische Dorf Beth Nakuba. 6 = Die Landstrasse. 7 = Der grosse Bulle. 8 = Der neue Kuhstall für die neuen holländischen Kühe, den man in den letzten Wochen gebaut hat. Die Kühe sind zum Teil übrigens schon angekommen. Soweit zu dem Bild. Von Manfred hört man leider immer noch nichts gutes. Er ist jetzt in der Krisis und wenn er noch acht Tage überstehen kann, so wird die Krankheit überwunden sein. Zur Bluttransfusion ist er zu schwach. Gestern war der Zahnarzt wieder hier und hat mit uns etwas über Goethe gesprochen bezw. vorgelesen. - Morgen wird eine Chawerah von nur 1 ½ Minuten im Radio sprechen, anlässlich einer Feier der Hadassah, als Vertreterin der gesamten Jugendalijah Palästinas. Eine grosse Ehre jedenfalls für unsere Gruppe. - Bald fangen wir mit den Vorbereitungen für unsere Jahresfeier an, die wahrscheinlich am 2. April stattfinden wird und zu der auch Miss Szold erscheinen wird. Anschliesslich wollen wir 14 Tage auf Fahrt gehen. Das ist für heute alles neue.
Seid vielmals gegrüsst und geküsst von Eurem Ernst.