Ernst Loewy an seine Eltern, 16. März 1937

Kirjat Anavim, Dienstag, den 16.3.

Meine Lieben!

Ich erhielt heute Euren lb. Brief vom 7.3. mit Bild, mit dem ich mich wieder riesig gefreut habe. Gleichzeitig erhielt ich einen Brief aus Kronach, worin man mir ausschliesslich nur Dinge schreibt, die ich schon durch Euch erfahren habe. - Durchs ganze Haus hört man rufen: „Die Alma kommt am [..]. Juni”. Ilse scheint von zu Hause einen Brief bekommen zu haben - ich habe sie noch nicht gesprochen. Frau Wertheim wird hier immer, wenn auch unbekannter Weise, die Alma genannt. Hoffentlich kommt auch der Richard bald?! - Dass Ihr mir zum Geburtstag eine Kletterweste schicken wollte, finde ich sehr lieb von Euch. Schickt sie mir aber nur dann, wenn das Porto nicht zu hoch ist - sonst lohnt es sich nicht, ich kann auch ohnedem auskommen. Dann habe ich noch einen kleinen Wunsch und zwar steht im Bücherschrank ein kleines Buch von Jens P. Jakobsen „Der Schuss im Nebel” eine hübsche Novelle in handkolorierter Ausgabe. Vielleicht könnt Ihr sie mir schicken - Porto kann höchstens 50 Pfg. betragen. Ich las nämlich kürzlich von Jakobsen einen Roman „Niels Lyhne”, der mir hervorragend gefallen hat und interessiere ich mich jetzt sehr für seine andern Werke. Das Buch steht, ich erinnere mich noch genau auf der linken Seite, irgendwo dahinter. Auch Kupferstiche könnt Ihr mir hin und wieder mal schicken - vom Rhein, event. Krefeld und wenn Du hast von Frankfurt, mit dem ich einen Chawerah eine sehr grosse Freude machen könnte. - Die Nachrichten von Manfred lauten nun dauernd besser und hat er die Krankheit endgültig überstanden, und scheint nichts mehr zu befürchten zu sein. Wenn ich am Samstag nach Jerusalem zu Fritz (der wahrscheinlich heute abend herkommt) fahren sollte, werde ich ihn einmal besuchen. Seine Mutter kommt heute oder morgen schon an. - Frau Kfm. fährt nun nächste Woche schon wieder fort, sie wird Euch ja vieles zu erzählen haben. Doch muss ich Euch leider enttäuschen - etwas besonderes von mir, was ich Euch nicht etwa schon geschrieben habe, kann sie Euch kaum erzählen.