Ernst Loewy an seine Eltern, 17. März 1937

Mittwoch, den 17.3.

Lieber Pips! Die Marken, die ich Dir zurückschicken sollte, sind leider mit Ausnahme der 6 Pfg. abgerissen gewesen, es muss sie jemand geklaut haben. Schade - was waren es für Marken? - Gestern abend war Fritz hier. Ob ich am Schabbath in dieser Woche zu ihm kommen kann, ist noch unbestimmt, vielleicht fährt er fort - jedenfalls wird er mich vorher noch einmal anrufen. Heute mittag kommt Friedel Rubinstein hierher, um mit uns eine Sichah zu machen. Worüber ist mir noch nicht bekannt. - Unsere Arbeitszeit ist jetzt wieder wie früher. Wir arbeiten auch das ganze zweite Jahr nicht mehr als 5 Stunden täglich, und haben auch im zweiten jahr dieselbe Menge Unterricht wie bisher - in dieser Hinsicht wird also keine Veränderung eintreten.

Meine Arbeit ist jetzt augenblicklich sehr interessant. Wir sind nämlich jetzt mitten in der Ernte des grossen Grünfutterfeldes, das mit der Sense abgemäht wird. Sensen lernen wir natürlich nicht dabei, da in 10 Tagen schon das ganze Feld abgemäht ist. Sensen tun 3 Chawerim der Kwuzah, und wir müssen zusammenlesen und den Wagen aufladen. Es ist zur Abwechslung mal eine andere Arbeit, richtige Feldarbeit wie im Emek, die man sonst hier in den Bergen natürlich nicht kennt. Dann haben wir schon angefangen Blumenkohl zu pflanzen, wozu wir jetzt eine grosse Bewässerungsanlage installieren. 30 m Rohre haben wir heute schon gelegt. Die ersten Rettiche haben wir schon geerntet (es war vor einem Jahr übrigens meine erste Arbeit hier) und ausserdem schon eine Menge Zwiebeln, die wir in Bündelchen verpackt in die Stadt schicken. Josef Zellnick, der in Holland die Kühe gekauft hat, ist Anfang der Woche wiedergekommen. Er hat eine grossartige Reise gemacht, den ganzen Rhein entlang, ist auch durch Köln gekommen, wahrscheinlich auch durch Krefeld, ich habe ihn gefragt, doch kann er sich nicht daran entsinnen. Die Kühe sind vorläufig noch in Haifa in der Quarantäne. Ein Dutzend ungefähr sind allerdings vor einigen Wochen schon hierher gekommen.