Ernst Loewy an seine Eltern, 19. März 1937

Freitag, den 19.3.

Gestern war Frau Kaufmann hier, das letzte Mal bevor sie fortfährt - sie brachte mir das Negativ von Kirjath Anavim, das ich Euch einmal geschickt habe, mit. Aus meiner Fahrt nach Jerusalem morgen wird nichts; dann ein andermal, das läuft mir nicht weg. - Noch einiges zu Eurem Briefe: Über die neue Arbeitsverteilung wissen wir noch garnichts, wir nehmen das nur so an, dass nach unserer Jahresfeier so manches neu geregelt wird, natürlich auch die Arbeit. Die Vorbereitungen zur Feier sind schon ziemlich fertig. Die Reden, die gehalten werden, sind schon soweit und die Zeitung ist, wie ich Euch schon schrieb, seit einer Woche in Druck - es erscheinen 100 Exemplare. - Die Arbeiten am elektrischen Licht nehmen auch ihren Fortgang. Heute ist endlich der Transformator gekommen - nund wird es nicht mehr lange dauern. - Neues habe ich Euch heute nicht mehr zu schreiben. Nur an Dich, lb. Mumlein noch ein paar Worte: Du schreibst, dass Du solchen Katzenjammer hättest. Warum denn das? Du machst Dir doch hoffentlich nicht etwa Sorgen wegen mir? Und zu Hause ist doch sicherlich alles in Ordnung? - Oder war es nur so ein kleiner „Weltschmerz”, der in den besten Familien mal vorkommt? - Mir geht es sehr gut, und das wird Euch Frau Kaufmann auch bestätigen können. Also - immer gute Laune haben und guten Mut bewahren! [..] Denkt an Euer „kleines” Pipschen (das unterdes allerdings schon sehr gross geworden ist) das weit fort von Euch in Palästina sitzt und Euch grüsst und küsst -
Euer Ernst.

20.3.37.

Auch heute habe ich Euch nicht viel neues mehr zu schreiben. Heute mittag kommt der Zahnarzt wieder her um mit uns über Ibsen zu sprechen. - Ich erinnere mich übrigens gerade daran, dass gestern abend vor einem Jahr unsere grosse Abschiedsfeier im Bund war, an der auch Pinchas anwesend war, und heute vor einem Jahr war ich mit Dir, lb. Pips, in Düsseldorf bei Kaufmanns. Und übermorgen vor einem Jahr am 22.3. haben wir uns das letzte Mal gesehen. Ihr sehr, wie gut ich mich noch an die letzten Tage bei Euch erinnere.

Nochmals viele Grüsse und Küsse Euer Ernst.