Ernst Loewy an seine Mutter, 30. März 1937
Kirjat Anavim, Dienstag, den 30.3.37.
Liebe Mutter!
Ich erhielt unterdes Euren Brief vom 18.3., die Schnellhefter mit den Stahlstichen, Vaters Karte vom 21. und einen Brief aus Eindthoven. Recht vielen Dank für alles, bes. für die Stiche, die ich mir eventuell rahmen werde um sie als Zimmerschmuck zu gebrauchen.
Nun zuerst zu Deinem Geburtstag, lb. Mutter. Meine herzlichsten Glückwünsche zu diesem Tage, den Ihr hoffentlich alle in Freude verleben werdet. Es ist dies schon das zweite Mal, dass Du Deinen Geburtstag ohne mich feiern musst. Mein voriger Brief zu Deinem Geburtstage war gleichzeitig mein erster Brief aus Kirjat Anavim und konnte ich Dir noch viel von meinen letzten Eindrücken schreiben. An Deinem Geburtstage selbst werde ich wohl auf Fahrt sein. Wahrscheinlich in der Gegend von Haifa. Dann werde ich Euch wohl wieder viel von neuen Eindrücken berichten können. Ich werde hoffentlich recht viel zu sehen bekommen. Übrigens werde ich Euch dann wohl 14 Tage lang keinen Brief schreiben, da ich nicht weiss, ob ich während der Fahrt Gelegenheit dazu habe. Ihr müsst also eventuell nur mit einigen Kartengrüssen vorlieb nehmen und sollt dafür später wieder mit einem ausführlichen Bericht entschädigt werden. Ich werde Euch dann aber mehrere Male in der Woche eine Karte schreiben. Mit der Fahrt scheint alles zu klappen. Wir haben diese Woche schon keinen Unterricht mehr, da wir uns auch auf die Feier vorbereiten müssen. Freitag arbeiten wir schon nicht mehr, da Pessach ist. Samstag ist sowieso frei, Samstagabend ist die Feier. Sonntag haben wir auch frei um unsere Sachen zu richten, und nächsten Montag geht's los - für 14 Tage. Unser Geld haben wir auch schon bekommen - 26 ₤P für uns alle, die letzten 6 ₤P haben wir als Zuschuss bekommen ausser dem gewöhnlichen Satz und müssen dafür nach der Fahrt eine Woche den ganzen Tag arbeiten. Das kann man schon dafür tun.