Ernst Loewy an seine Eltern, 24. März 1937

Mittwoch, den 24.3.37.

Gestern erhielt ich einen Brief von Ernst Lamm, nachdem ich einen Tag vorher gerade eine Karte nach Kronach geschrieben habe. - Nun zu Eurem Briefe: Die Zeitung zur Einjahresfeier kann ich Euch natürlich nicht schicken; Ihr könntet sie auch nicht lesen, da sie auf Iwrith ist. So was besonderesist mein Aufsatz auch sowieso nicht, ich habe einfach die verschiedenen Anschauungen zu diesem Thema objektiv gegeneinander gestellt. - Das Negativ scheint Ihr übrigens vergessen zu haben - es hat nicht im Brief gelegen - geöffnet war er auch nicht, so müsst Ihr also vergessen haben es hineinzutun. - Nochmals zu Büchermitbringen: Wenn ich geschrieben habe, Vater möchte mir viele Bücher mitbringen, so meine ich damit natürlich auch nicht mehr als ein paar Dutzend - und das wird sich doch hoffentlich machen lassen. Wegen später braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen, ich meine wegen zu vielem Gepäck, das kann man schon irgendwo unterbringen. - Mit unserer Fahrt scheint es doch zu klappen, wir haben vor am 5. April zu fahren und zwar für 14 Tage, ins Emek, ins Jordantal und ins Galil. - Fritz hat mich eingeladen am Freitagabend bei seinen Eltern am Sederabend mitzumachen, doch wird kaum etwas daraus werden, da auch hier eine grosse Feier sein wird, an der wir alle teilnehmen sollen. Es ist sogar ein Schauspieler von der Habimah eingeladen worden. - Dass Du, lb. Pips schon „Verhandlungen” mit dem Reisebureau anknüpfst, freut mich sehr - es scheint also doch etwas zu werden. Frau Wertheim will ja auch kommen; Ihr werdet dann sicher zusammenkommen? Von hier nicht viel neues. Die Kühe sind jetzt vor ein paar Tagen alle gekommen. Sie sind alle kurz vor der Reise gedeckt worden, so dass sie alle in den nächsten Monaten kalben; wir bekommen also bald eine Menge neuer Kälber. - Heute vor einem Jahr war ich am Tegernsee und habe dort die letzten schönen Stunden in der Heimat verlebt.

Mit dieser kleinen Erinnerung will ich für heute schliessen.