Ernst Loewy an seine Eltern, 10. Juni 1937
Donnerstag, den 10.6.37.
Ich will heute den Brief ausnahmsweise schon am Freitag abgeben lassen, damit Ihr wegen der Bücher früher Bescheid bekommt. - Ich will Euch nun heute noch über meine Fahrt nach Jerusalem schreiben. Ich wollte eigentlich Fritz besucht haben, der schon drei Wochen nicht hier war, habe diesen aber leider nicht angetroffen und bin dafür fast die ganze Zeit auf dem Skopus gewesen, wo ich ein paar schöne Stunden verlebt habe. Ihr könnt Euch den grossartigen Anblick garnicht vorstellen, den man oben von der Universität hat - auf der einen Seite unter mir liegt Jerusalem, vor mir die Altstadt mit der Omarmoschee - auf der andern Seite in der Ferne sieht man ganz deutlich das Tote Meer mit den transjordanischen Bergen. Die Aussicht von dort ist so grossartig, wie ich vorher noch nie etwas in dieser Art gesehen habe. Man sieht in der Ferne übrigens auch Kirjat Anavim (d. h. das Wachthaus auf dem Berg) - dann bin ich in die Bibliothek gegangen und habe dort noch ein wenig gelesen. Ich freue mich so riesig, Dir, lb. Pips, das alles so bald zeigen zu können.
Ich habe auch Lotte Salomons wieder besucht, der es recht gut geht, die aber noch nicht weiss, ob sie hier bleiben kann. - Und dann habe ich mir für 15 Piaster eine sehr schöne Hose gekauft. Das soll für dieses mal genügen. Recht herzl. Grüsse und Küsse
Euer Ernst.