Ernst Loewy an seine Eltern, 30. Juni 1937
Kirjath Anavim, Mittwoch, den 30.6.37.
Meine Lieben!
Euren Brief vom 18.6. sowie Eure Karte aus Düsseldorf habe ich erhalten und danke Euch recht herzlich dafür. Ausserdem erhielt ich wieder einmal eine Karte von Ernst Lamm. - Bis dieser Brief nun in Krefeld ankommt, ist Vater schon auf hoher See und geniesst die Freuden einer Seefahrt - hoffentlich wird von den Schrecken verschont. Übrigens sind Vater und Frau Wertheim nicht die einzigen Eltern, die um diese Zeit herkommen. Ausserdem kommt am 8. 7. noch die Mutter von Walter Rothmann her, und am 12.7. die Mutter von Herbert Walter, die aber für immer hierher kommen wird und mit Verwandten irgendwo siedelt. - Aber vor allen Dingen kommt ja mein Pips. Er kommt gerade am Sonntag an, und da ich wahrscheinlich am Schabbath schwer von hier fortfahren kann, muss ich wohl schon Freitag mittag nach Tel-Aviv fahren, und fahre von dort am Schabbath nach Haifa.
Von hier aus ist kaum neues zu berichten. Meine Arbeit ist immer noch die gleiche - Strassenkehrer und Müllmann. Man ist jetzt mitten in der Obsternte - aber bis Vater kommt, gibt es noch genug. Auch die Weinernte wird bis dahin angefangen haben. Vater kommt so gerade in die schönste Zeit hinein. Wenn das Wetter noch so bleiben würde, wie es jetzt ist, ist alles grossartig, ich glaube kaum, dass es bei Euch viel kälter ist. Sonst gibt es von hier gar keine Neuigkeiten; hier in der Gruppe hat sich auch alles wieder beruhigt - in der neuen Ordnung geht nun alles seinen ruhigen Gang. Für heute genug. Euren Brief werde ich Euch dieser Tage beantworten.