Ernst Loewy an seine Mutter, 17. Juli 1937

Hotel Balfouria

Tel-Aviv, Samstag, 17.7.37.

Liebes Mumlein!

Heute will ich Dir wieder einmal ausführlich schreiben, da Vater sehr müde und angestrengt von der Hitze ist und sich aufs Bett gelegt hat. Wir haben hier augenblicklich die heisseste Zeit und ist es klar, dass es für einen Neueinwanderer ziemlich schwer ist, sich so schnell umzustellen. Mir macht es nicht mehr so viel aus, aber bin auch ich froh in ein paar Tagen wieder in Kirjath Anavim sein zu können, wo das Klima ja viel angenehmer ist. Sonst jedenfalls geht es uns beiden sehr gut - einen kleinen Sonnenbrand Vaters abgerechnet. Wir haben schon sehr viel gesehen in den paar Tagen, ich allerdings nichts neues, da ich auf der grossen Fahrt ja schon überall gewesen bin. Umso besser konnte ich dann Vater alles zeigen und erklären. Von Haifa aus haben wir eine drei tägige Fahrt ins Emek Hajarden bis Chefzibah, wo wir bei Frieda Löwy übernachtet

haben. Am nächsten Tag dann bis Afuleh, und von dort am nächsten Tag über Nahalal zurück nach Haifa. Genau erzählen kann Dir der Pips ja bald alles mündlich. Dann waren wir noch einen Tag in Haifa, waren bei Mendels, die jetzt eine wundervolle Wohnung in einem Neubau gemietet haben, gleich gegenüber dem Geschäft, einer Filiale einer Metzgerei, die Mendel leitet. Am selben Mittag, das war gestern, sind wir nun mit der Eisenbahn nach Tel-Aviv gefahren, nachdem wir am Morgen in Haifa noch im Meer gebadet haben. Hier in Tel-Aviv hat Vater gleich seine Bekannten besucht, einen Herrn Neumann, den Vater auf dem Schiff kennengelernt hat und auch Max Levy, mit dem wir fast den ganzen Tag zusammen waren. Wir wohnen hier in einem sehr hübschen Hotel, drei Minuten vom Strand. Unsere weiteren Pläne sind morgen nach Raananah zu fahren und übermorgen über Rechowoth nach Hause. Dort kann sich Vater kann mal gründlich ausruhen und sich von den Strapazen ein wenig erholen. Von dort aus dann wieder mehr. Für heute möchte ich schliessen. An alle viele Grüsse und besonders an Dich viele
Küsse von Deinem Ernst.

Meine liebe Erna! Infolge der Hitze kann ich nicht schreiben, wie ich es möchte, ich habe viel auszustehn, sodaß es oft ein Vergnügen [..]. Aber im allgemeinen bin ich wohl, was ich von Dir auch hoffe. Ich habe sehr viel gesehen u. große Eindrücke erhalten.

[..] mir nicht so jammervoll heiß sein! Morgen gehts nach K. A., wo ich mich mal zu erholen gedenke. Dort ist es nicht so heiß. - Heute wollen zu Speiers. Von K. A. schreibe ich Dir wohl mehr. Viele Küsse R. allen Grüße!