Ernst Loewy an seine Eltern, 7. August 1937
Kirjat Anavim, den 7. August 1937.
Meine Lieben!
Bis Ihr diesen Brief erhaltet, wirst Du, liebes Pipslein, nun schon wieder zu Hause sein, nachdem Du noch ein paar hoffentlich sehr schöne Tage auf dem Meere und in Paris verlebt hast. Augenblicklich bist Du auf hoher See, wahrscheinlich schon in der Nähe Siziliens oder am Stromboli und lässt ein frisches Meerlüftchen um Dich wehen, während es hier heute recht heiß ist.
Von mir selbst ist selbstverständlich kaum etwas neues zu berichten. Nachdem ich von Haifa weggegangen bin, ging ich gleich ins Bett und bin am nächsten Morgen früh nach Jeruschalajim gefahren, weniger frohen Herzens als ich drei Wochen vorher in umgekehrter Richtung fuhr um mein Pipslein abzuholen, nachdem ich es 1 ½ Jahre lang nicht gesehen habe. Jetzt ist auch dies vorbei und werde ich hoffentlich in nicht allzu langer Dich lb. Mutter einmal wiedersehen. Auch Du wirst unterdes noch ein paar schöne Tage verlebt haben und bald wieder daheim sein und Dir von Vater noch wochenlang erzählen lassen. Deine Karte aus München habe ich gestern erhalten. Jetzt wirst Du wohl in Kronach sein - vielleicht sogar schon zu Hause? Gestern erhielt ich übrigens noch von Lore einen Brief, die mich unter anderem fragt, ob ich eine neue Freundin habe.
Von hier eine Neuigkeit. Hans Beit hat sich jetzt hintereinander Fredi und Karuso zu sich kommen lassen, um mit ihnen über die Gruppenteilung zu sprechen. Er will nun doch versuchen, die beiden Gruppen wieder zu vereinigen, und zwar unter Ausschaltung von Pinchas. Pinchas weiss davon übrigens noch garnichts, da er mit Gerda weggefahren ist, seine Schwester zu besuchen. Was daraus folgt, wissen wir noch nicht. Wir haben uns lange darüber unterhalten - vielleicht sind wir sogar unter gewissen Bedingungen einverstanden, auf einer neuen Basis von vorne anzufangen. Darüber noch ausführlicher, wenn die Sache einmal spruchreif geworden ist. Jedenfalls will Hans Beit jetzt einmal mit Pinchas sprechen und das wird vielleicht das Ende seiner Existenz als Führer sein.
Nun Schluss für heute. Herzl. Grüsse und Küsse
Euer Ernst.
Hoffentlich ist Ihnen die Reise gut bekommen und der Abschied nicht zu schwer gefallen. Die Hauptsache, daß sie gesund zu Hause gelandet sind. Es grüßt sie vielmals Ihr
Werner.
Herzliche Grüße
Benni.