Ernst Loewy an seine Eltern, 10. September 1937

Kirjat Anavim, den 10.9.37., Freitag.

Meine Lieben!

Diese Woche erhielt ich nun eine Menge Post, Euren Brief vom 28.8., und heute noch den Brief aus Detmold vom 1.9. und einen Brief von der Hubertusstr., für den Ihr Euch in meinem Namen bitte vielmals bedankt. Bevor ich Eure beiden Briefe beantworte, will ich Euch noch ein wenig von hier schreiben. Die Hauptsache ist, dass wir uns nun also vorläufig wieder verbündet haben, um, wie schon gesagt, noch einen letzten Versuch zu machen. Ich für meine Person (auch noch einige andere ausserdem - Dan, Edith, Werner) hoffe allerdings, dass nichts daraus wird, da ich gar kein Interesse daran habe, mit oben wieder zusammenzugehen; besonders mit Pinchas nicht, dass ich gerade für uns viere auch gar keine Möglichkeit eines eventuellen Verhältnisses sehen könnte. - Herbert Walter hat nun endlich von seiner Mutter Bescheid bekommen, dass sie anfängt zu siedeln und wird Gawriel nun schon in 14 Tage die Gruppe verlassen. In drei Wochen geht ausserdem auch Sonja, die Kinderpflege lernt. Gestern war Fritz wieder hier, von dem ich viel grüssen soll. Die [..] Tage haben wir sehr schön verlebt - am ersten Tage war im Chadar Ochel eine grosse Feier, am zweiten Tage bei uns in vereintem Kreise bei Grammophon mit Schokolade und Obst und faulen Witzen von Pinchas. - Dann soll ich Dich noch grüssen, lb. Pips, von Werner Lilienfeldt aus Düsseldorf, dessen Eltern schon auf Dich warten mit gutem Kaffee, sich nur noch nicht schlüssig wären, ob sie Apfelkuchen oder Käsekuchen backen sollten. Ich habe ihm gesagt, er solle schnell nach Hause schreiben, dass Du sehr gerne Käsekuchen isst. Vergiss jedenfalls nicht hinzufahren. - Hier in der Kwuzah sind seit einigen Tagen ein halbes Dutzend neue Jeckes und kommen wahrscheinlich noch drei Mischpochoth - bald haben wir mehr Jeckes hier als Polen. Man hört sowieso fast nur noch Deutsch. Edjon (die Chawerah mit dem stinkenden Mal) hat heute noch gesagt, dass sie Iwrith schon beinahe ganz verlernt hätte. - Ich arbeite augenblicklich bei der Düngung auf dem Weinberg.

Das wäre von hier alles, was es zu berichten gibt.