Ernst Loewy an seine Eltern, 11. September 1937

11.9.37.

Und nun zu Euren beiden Briefen:

Zuerst einmal danke ich Dir, lb. Pips, für den wunderschönen Reisebericht - Du weisst garnicht, wie ich Dich beneide um all das schöne, dass Du gesehen hast. Dass Du allerdings nicht in Nizza und Monte Carlo warst, war doch wirklich sehr dumm von Dir. Wer weiss, ob Du noch jemals dort hinkommen wirst. Jedenfalls hast Du ja noch ungeheuer viel gesehen. Am meisten beneide ich Dich noch um die Besichtigung des Louvre. -

Die Geschichten des Zahnarzts werde ich Dir das nächste Mal schreiben. - Was die Bilder anbetrifft, so hoffe ich doch, dass Ihr mir möglichst viel und möglichst bald welche schickt. Von denen, die Ihr mir nicht schicken wollte, schickt mir bitte trotzdem eine Liste, damit ich mir eventuell doch noch einige, an denen ich noch Interesse haben könnte, schicken lassen kann. Und dann möchte ich besonders von Gruppenbildern und Personenaufnahmen auch noch die Negative haben, da viele Leute hier ja schliesslich auch auf Bilder reflektieren. - Mein Zahn ist wieder in Ordnung, auch ohne Goldkrone. - Meine Brille hat einen braunen Hornrand. Bezahlen tut solche Dinge wie Brille, Goldzähne etc. die Sochnuth. Die Kupat Cholim kommt für so etwas nicht auf. - Das Geld aus München habe ich unterdes auch erhalten.

Soweit für heute. Seid herzl. gegrüsst und geküsst
von Eurem Ernst.

Zu Jom Kippur wünsche ich Euch ein gutes Fasten. Den Brief an Rolf Schwarz schickt bitte an seine Adresse in Berlin-Wilmersdorf, Nassauische Strasse 20.

Viele Grüße
Naftali Rosenstein.