Ernst Loewy an seine Eltern, 1. Oktober 1937

Kirjat Anavim, Freitag, den 1.10.37.

Meine Lieben!

Für Euren Brief vom 18.9., den ich schon anfangs der Woche erhielt, recht vielen Dank. Zu beantworten habe ich eigentlich garnichts darauf, und da es auch von hier kaum irgendwelche Neuigkeiten gibt, wird wohl dieser Brief wieder recht kurz ausfallen. Fritz Schloss ist Anfang der Woche wiedergekommen und tut natürlich nichts anderes als von Deutschland erzählen. Erinnerst Du Dich, lb. Pips, übrigens noch an die schöne Abschiedsfeier mit Butterbroten, Wein, aufgekrempelten Hosen, Gedichten des Zahnarzt udn einem schönen Tanze mit Chawah? Letztere ist jetzt für 3 Wochen in Moza - sie hat irgend eine Nierensache und bekommt jeden Tag eine Spritze. Dan wird dadurch zum reinsten Mönch - er wird pilgern. Küken ist schwer krank. Er liegt im Krankenhaus. Seine Furunkulose ist zu einer Phlegmone geworden und wird er heute operiert. Er hat beiderseitige Lymphdrüsenschwellung und wahnsinnige Schmerzen. Ich bitte Euch mit Kaufmanns nicht darüber zu reden, da ich nicht weiss, wieviel sie von dem ganzen wissen sollen. Frau Stern und Baumwollspinners sind Anfang der Woche angekommen, aber noch nicht hier gewesen. Sonja ist nun auch schon weg - die Zweite. Heute ist auch Juda Neubauer gefahren - er wird wahrscheinlich noch ein Jahr mit seiner Schwester in Deganiah bleiben und dann in die Schweiz fahren um dort sein Studium zu beenden. Vorher aber will er die palästinensische Staatsbürgerschaft erwerben. Meine Arbeit ist immer noch dieselbe, die Düngung des Kepems. Vielleicht werde ich bald fest auf dem Bau arbeiten. - Edith hat jetzt endlich ihre Papiere in Ordnung und hat Anfang der woche ihr Visum beantragt. Das wären alle Neuigkeiten.

Morgen schreibe ich Euch dann noch die Geschichten Naftalis, die ich mir nochmal habe erzählen lassen.