Ernst Loewy an seine Eltern, 3. Dezember 1937

Kirjat Anavim, Freitag, den 3.12.37.

Meine Lieben!

Diese Woche kann ich mich mal nicht über Post beklagen - ich erhielt 10 M, Euren Brief vom 6.11., der nun doch noch mit drei Wochen Verspätung ankam, Euren Brief vom 21.11. und heute noch Euren Luftpostbrief vom 27.11. Die Wurst ist leider noch nicht angekommen. Auch von Richard habe ich nichts gehört. Da ich endlich einmal wissen wollte, wann er kommt, fuhr ich einmal zu Frau Dr. Hirsch, um mich dort zu erkundigen, ob sie etwas näheres erfahren hat. Sie hatte gerade einen Brief von Richard bekommen, in dem er sehr lustig über seine Pläne schreibt. Er wird am 6.12. in Haifa von Otto Lehmann empfangen, fährt dann auf einige Tage nach Tel-Aviv und wird Ende der nächsten Woche in Jerusalem sein. Bals wäre Edith am 8.12. von hier fortgefahren - ich hätte dann sowohl Richard abholen können und gleichzeitig Edith nach Haifa bringen. Unterdes hat Edith aber Bescheid bekommen, dass sie am 15. ds. abfährt, so kann ich Richard leider nicht abholen. Ich hätte es trotz seines entgegensetzten Wunsches natürlich gerne getan. Um noch genaueres über seine Pläne zu erfahren, habe ich mich noch mit der Frau von Otto Lehmann in Verbindung gesetzt, die in Jeruschalajim in einer Kunstgewerbehandlung arbeitet. Von ihr erhielt ich gestern eine Karte, auf der sie mir auch nur dasselbe mitteilt, was ich schon von Frau Dr. Hirsch gehört habe. Da ich ihn aber nun doch nicht abhole, habe ich ja sowieso keine genaueren Daten nötig. Ende der nächsten Woche werde ich ihn dann also noch sehen - dann werde ich wohl ein paar Tage in Haifa sein - und dann werden wir sicher genügend Zeit füreinander haben.

Eure Briefe werde ich Euch morgen beantworten.