Ernst Loewy an seine Eltern, 23. Juli 1938
Tel-Aviv, den 23.7.38. Samstag
Meine Lieben,
wie Ihr also aus Richards Zeilen entnehmt, wird er schon Ende nächster Woche in Prag sein und hoffe ich sehr, dass er Gelegenheit finden wird, dort einen von Euch zu sehen. Wahrscheinlich wirst wohl Du, lb. Mutter, hinfahren, da Du ja als die Schwester das grössere Recht hast, und sich auch Vater wahrscheinlich von der Arbeit nicht freimachen kann. Wenn Ihr es doch anders macht soll es mir auch recht sein. Tut das, was Ihr für richtig haltet. Ich bin gespannt auf Euren nächsten Brief, in dem ich schon Antwort erwarte, ob Ihr es überhaupt ermöglichen könnt.
Von hier gibt es wenig Neues. Gestern erhielt ich Bescheid von der Haavarah, dass der Transfer für ein zweites halbes Jahr bewilligt worden ist. Leider sind jetzt nur die Spesen so hoch, dass mehr als die Hälfte des Geldes verloren geht. Jedenfalls bemühe ich mich auch hier noch um eine Änderung dieser Sache, doch ohne irgendwelche Hoffnung. Dann muss es eben so gehen. Da ich ja jetzt vom Geschäft einen Zuschuss erwarte, wird alles weiterhin klappen.
Auf Euren letzten Brief ist weiter nichts zu sagen. Mir geht es gut, und fühle ich mich wie immer recht wohl. Nehmt heute mit diesen wenigen Zeilen vorlieb. Hoffentlich wird Richard einen von Euch ausführlich über mich erzählen können. Ich schicke diesen Brief mit K.L.M., damit Ihr eventuell Zeit habt, Euch für die Reise vorzubereiten. Richard beneide ich um die schöne Fahrt. Ich möchte auch mal gerne hieraus. Mit der Zeit wird es langweilig dieselben Häuser und dieselben Leute zu sehen. Doch glaube ich, dass ich damit noch lange warten muss. Für heute viele Küsse
Euer Ernst.