Erna Loewy und Her Kronenberg an Ernst Loewy, 19. April 1936
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19.4.36.
Mein lb. Ernst!
Obwohl wir seit dem 4. ds. Deinen ersten Brief aus Kirjath Anavim nichts mehr von Dir gehört haben, nehme ich doch an, dass es Dir recht gut geht & Ihr Euch inzwischen schon eingelebt habt. Unsere Post wirst Du inzwischen auch erhalten haben & wissen, dass es uns gut geht. Nur haben wir einen fürchterlichen April, nichts wie Kälte, Regen & Schnee. In Wuppertal muss der Schnee stellenweise bis zu 2.- mtr. Höhe liegen, ebenso im Sauerland; der Verkehr von Zügen & Autos muss zeitweise gestockt haben. Man stelle sich vor, hier im April Winter & Ihr seid im schönsten Sommer. Wärme, Sonne, die Früchte sind sicher schon reif, Ihr seid zu beneiden. Wie das Wetter ist natürlich auch das Geschäft, eins hängt vom
Lieber Ernst, ich schreibe mal schnell dazwischen. Es ist für mich sehr erfreulich, von Deinen Eltern zu hören, dass Ihr gut angekommen seid, und vor allem es gut getroffen habt. Noch mehr freue ich mich aber, Dir melden zu können, dass Deine Eltern tüchtig KKL-Aktion machen, besonders Dein Vater, der schon über MK. 50.- zusammengebracht hat. Die Aktion verspricht überhaupt gut zu werden; das Kontingent haben wir bald schon erreicht, wir müssen und werden aber drüber kommen. Ich wünsche Dir und Ilse weiter alles Gute und grüsse Euch beide bestens mit [..]
M. Kronenberg.
andern ab. Ich bin gestern mitten im Satz steckengeblieben, Herr Kronenberg kam, später Fritz Seligmann & dann kam ich nicht mehr zum Schreiben. Georg Kaufmann war auch da, um sich nach Deinem Ergehen zu erkundigen, er lässt vielmals grüssen; auch Herr Meyer, Fernichts & viele andere, die immer nach Dir fragen. Eben schreibt Onkel Sali, dem ich Deinen Brief eingesandt hatte, dass er Dir zum Geburtstag 10.- geschickt hätte, Tante Jettchen sandte Dir Schokolade, hoffentlich erhältst Du alles & zeitig. Grossmutter schickt auch die Woche das Versprochene. Leider kam auch heute noch keine Nachricht von Dir, wohl aber lasen wir in der Zeitung, dass die Strasse Jaffa-Jerusalem wegen Unruhen gesperrt sei. Hoffentlich hat das nichts zu bedeuten & ist alles wieder ruhig. Von hier kann ich Dir nur wenig berichten. Wir sind alle gesund, das Geschäft dürfte besser sein. Vater ist heute früh wieder abgereist & bin ich bis Freitag mal wieder alleine. Seit Du fort bist & das waren gestern schon 4 Wochen, ist es hier sehr ruhig geworden. Wie schmeckt Dir die Arbeit? Ich bin ja so gespannt, alles einmal ausführlich von Dir zu erfahren. Schreibe mir so oft Du Zeit hast, ich versorge Dich schon mit Antwortscheinen. Mit dem, den ich heute beilege musst Du 7 Stück erhalten haben. Und was macht Ilse? Fritz hockt noch immer zu Hause & lebt nach seinem Stundenplan. Auch Onkel Paul ist noch immer so vergnügt wie er war, er hat sich nicht geändert. Lore hat sich diese Woche kaum sehen lassen, die kriegt es, wenn sie kommt. Nun, mein lb. Pipslein, wie immer viel gute Wünsche & Küsse Deiner
Mutter