Richard Loewy und Hellmut Frank an Ernst Loewy, 25. April 1936

25.4.36.

Lieber, lieber Ernst!

Gerade bin ich bei Deinen Eltern und lese mit großer Freude, daß es Dir so gut gefällt und daß Du schon so viel Schönes erlebt hast. Heute ist Samstag und haben wir gleich Heim. Wir bekommen sehr viel Spaß in der Gruppe und werde ich gleich den anderen Jungens über Deine schönen Briefe mitteilen. In Spalato war es sicher besonders schön, zumal Ihr unter Klang u. Sang durch die Straßen gezogen seid. Ich wünsche Dir für heute alles Gute u. viel Freude. Mit einem kräftigen [..]
grüßt Dich Dein Kamerad
Hellmut.
(Frank!)

Mein lieber Junge!

Auch ich will Dir noch ein paar Zeilen schreiben trotz unseres längeren Briefes von unterwegs. Viel habe ich ja nicht, aber ohne Gruß soll der Brief doch nicht abgehen.

Bei Euch in Erez war ja viel los die letzten Tage, viel traurige Dinge. Wie heute am Radio gesagt wurde, ist der Belagerungszustand wieder aufgehoben. Man sagt, in den Kwuzoth habe man gar nichts davon gemerkt. Wir sind ja sehr begierig darauf, von Dir über alle diese Dinge authentischen Bericht zu erhalten. Dein letzter Brief hat mir viel Freude gemacht, ich

Bitte bestätige doch jeweils unsre Briefe!!

sehe, daß es Dir gut geht und daß Du beginnst, Dich weiter einzuleben. Mein lieber Junge, es ist natürlich keine Sache, die so glatt von heute auf morgen geht, aber mit gutem Willen und gutem Humor geht alles, und sogar doppelt leicht. Mein bester Herzenswunsch an Deinem heutigen Geburtstage, den auch wir in Gedanken an Dich verbringen, ist, daß Du nie Deinen guten Mut und Deine Zufriedenheit verlierst, und daß Du dort Deinen Weg gehen wirst.

Eben kommt ein Brief von Onkel Richard, der Dir zum Geburtstag auch geschrieben hat. - Helmut Frank war eben hier um Deine Briefe mal zu lesen. Von Deinem Briefe (bes. an Lore über Spalato) sind alle begeistert. Ich zeigte diesen dieser Tage einem Herrn in Herford, der hatte aber schon einen ähnlichen von einem Mädel aus Hamm (Rosenbaum), die auch bei Euch ist, gelesen, den sie an ihren Onkel (Rosenbaum) in Herford, den ich, sowie auch Opa kenne, geschrieben hat. - Weshalb schreibst Du uns kein Wort über Ilse (sie schreibt ebensowenig an ihre Mutter über Dich!), auch über die andren Chawerim, noch über die Leute & Zustände in der Kwuzah?? Wir möchten doch noch so sehr viel wissen!

Als ich gestern Abend heimkam, war ich sehr erstaunt über den Besuch aus Eindthoven. - Ich habe heute wieder (wie stets am Samstag) einen Berg Arbeit, drum entschuldige den Schluß. Ich schreibe Dir doch in den nächsten Tagen wieder.

Nun nochmals alles nur erdenklich Gute! Laß Dich umarmen & viele Küsse
von Deinem Vater! [..]!!