Erna Loewy an Sohn Ernst, 8. Juli 1936

Krefeld, den 8.7.36.

Mein lb. Ernst!

Gestern früh erhielten wir Deinen lb. Brief vom 23-27/6. & wofür ich Dir recht herzlich danke. Wir sind sehr glücklich, dass der Angriff auf K. A. ohne Folgen für Euch war, denn nach den Zeitungsberichten musste man sich schon Gedanken machen. Hoffentlich gibt das nur bald mal ein Ende, damit Ihr zur Ruhe kommt. Umso mehr freue ich mich über Dein Wohlergehen & Deine Zufriedenheit. In einem meiner letzten Briefe schrieb ich ja schon, wenn Du hier geblieben wärst, wärst Du ohne richtige Freunde Deines Alters & Deiner Gesinnung unter uns alten, oder älteren Menschen freudlos grossgeworden, drüben lebst Du unter Deinesgleichen in der goldenen, freien Natur. Ihr müsst doch jetzt im Obst ersticken, isst Du auch tüchtig davon? Küken schrieb nach Hause, dass er in eine Schusterei kommen könnte, wechselst Du nicht mal Deinen Gemüsegarten mit einem andern Arbeitsfeld? Der junge Mann, der Dir die Leinenhose mitbringt, ist gestern abgereist, hoffentlich erhältst Du die Sachen recht bald. Schnellhefter, Fusslappen & Überseepapier schicken wir Dir morgen. Der Brief von Küken kam per Luftpost & war nur 6 Tage unterwegs, ab & zu könntest Du das auch machen, dazu senden wir Dir die Bogen. Übrigens wiegen 2 Deiner Bogen mit Umschlag auch nur 10 Gr. ich habe sie eben gewogen, Du kannst sie also auch mit air mail senden! 2 Tage machen viel aus! Und wir warten ja von einem Brief auf den andern!