Richard Loewy an Ehefrau Erna, 28. Juli 1937
Kirjath Anavim, 28/7.37.
Meine Lieben!
Seit Tagen schon haben wir vor, Euch einen Brief zu schreiben, aber wir kamen beim besten Willen nicht dazu. Nun haben wir alles, was wir sehen wollten, gesehen & ich muß nur morgen noch einmal nach Jerusalem wegen m. Rückfahrkarte. Dann fahren wir nochmals auf ein paar Tage nach Tel-Aviv & Haifa (dabei nochmals zu Speiers, vielleicht nochmal zu Richard Bruckmann, der ganz nah dabei ist sowie zu Dr. Salomons) & dann gehts wohl allmählich aufs Schiff. - Es ist hier alles soweit schön & in bester Ordnung, nur sehr, sehr heiß. Doch bin ich nicht so abgebrannt (außer mit meinem Gelde!), wie ich geglaubt hatte. Die meisten Leute sind hier mehr rot als braun. Daß ich wegen Ernsts (fast hätte ich „Eli” geschrieben) Zukunft hier war, ist nur gut. Er wird wohl bei seiner Gruppe bleiben & es ist wohl das Beste für ihn. Die glücklichsten Menschen wohnen hier auf dem Lande, [..] ich die Städter hier in keiner Weise beneide. Großstadt bleibt immer dasselbe, ob hier oder in Europa oder Amerika.
Wir haben viel vom Lande gesehen, eine Fahrt durchs ganze Land bis Degania (was 200 m unter dem Meere liegt & wo es entsetzlich heiß ist), dann waren wir auch am toten Meer, in Tel-Aviv u.s.w. Es ist natürlich noch viel zu sehn, was ich mir spare. Man kann ja kaum alles sehen in der kurzen Zeit & es ist für mich wegen der Hitze auch anstrengend. Etwas habe ich wohl abgenommen; aber sonst gehts uns gut. Ernst will mit mir gleich in die [..] Versuchsanstalt [..], darum muß ich schon schließen. Ich bin ja bald zuhause & kann Euch alles ausführlicher & besser erzählen. - Grüßt alle & seid geküßt von
Eurem Richard.