Richard Loewy an Sohn Ernst, 21. Oktober 1936
Postkarte
via München
Ernst Loewy
Jugend-Alijah
Kirjath-Anavim
near Jerusalem
Palästina
Abs.: Rich. Loewy
Krefeld
Nordwall 117
Mein lieber Junge! Dein lieber Brief kam gerade noch am Montag früh vor meiner Abreise an; ich hatte also noch die Freude von Deinem Wohlergehenn zu lesen. Die liebe Mutter schreibt mir heute, daß sie Dir geantwortet & Dir auch die gewünschte blaue Hose besorgt hat. Mein lieber Junge, Du entschuldigst Dich so sehr, daß Du einen Wunsch hattest. Aber das ist doch selbstverständlich & brauchst Du Dich wirklich nicht zu entschuldigen! Im Gegenteil, es täte mir recht weh, wenn ich wüßte, Du hättest irgendeinen Wunsch, den ich Dir erfüllen könnte & Du
würdest aus purem Anstand auf den Wunsch verzichten! Es ist doch so selten, daß wir Dir einen Gefallen tun können. Also, mein lieber Ernst, wenn Du irgendwelche Wünsche hast, die ich erfüllen kann, so wird dies stets herzlich gerne geschehen!! Du weißt doch, daß Dein Vater, wenn auch weit entfernt, immer für Dich da ist!! Es täte mir leid, wenn Du da anders denken solltest! - Wie ists mit Chanukka? Was willst Du? Ich warte auf Deine Nachricht!
Daß Du in die Obstplantage gekommen, ist ja schließlich ebenso gut & ebenso wichtig! Auch da ist viel zu lernen & es ist bestimmt mindestens so interessant als das Gemüse!
Schade, daß aus Deiner Reise nach Tel-Aviv noch nichts geworden, aber so hast Du es ja noch immer vor Dir! Wollen hoffen, daß weiter alles klappt! - Bei uns: wie immer. Wir sind gttlob gesund, bis auf Opa, der ja im Herbst nie rausgeht & immer hustet. Wir haben jetzt richtig Herbst, Regen, Wind, Sturm, Regen! Für mich auf der Landstraße kein Vergnügen! Aber wenns Geschäft klappt, nehme ich das auch gern auf mich. - Heute Abend bin ich hier bei Hilde Meyer (Frau Hertz). - Nun, mein Lieber, weiter [..] & alles, alles Gute. Grüße alle soweit ich sie kenne, auch Deinen Führer Fritz, & Ilse, Du nun viel Küsse von Deinem Vater.