Richard Loewy an Sohn Ernst, 2. Detember 1936
Z. Z. Borghorst, Mittwoch, 2.12.36.
Mein liebes Pipslein! Ich hatte eigentlich vor, Dir diese Woche von unterwegs einen Brief zu schreiben; ich bin aber nach dem langen Fahren bei dem strömenden Regen zu abgespannt, um mich sammeln zu können. - Dich mein lieber Junge, hoffe ich recht wohl & gesund. Bei uns gehts wie immer. - Ich fahre wohl morgen Abend heim & dann ist Schluß für Weihnachten. Man möchte denken, wir haben auch Regenzeit statt Winter. Seit Tagen plätschert es ohne Unterlaß. - Heute traf ich in Münster Leo Jonas aus Borken, einen Jugendfreund von mir; der will im Februar mal zu Besuch nach Erez fahren. Ich werde ihn wohl auch zu Dir schicken. - Ich freue, mich schon auf Freitag, auf Deinen nächsten Brief, der uns hoffentlich wieder Gutes bringt. - Die Ruhe scheint ja nun bei Euch anzuhalten, man hört wenigstens nichts mehr. Nun hoffen wir, daß die Kpl. Commission Gutes für Euch bringt. Sie wird es ja nicht leicht haben. Chanukkah ist nun bald, das 2.te ohne Dich. Voriges Jahr warst Du in Schniebinchen. Hofftl. feiert Ihr recht tüchtig & froh. Ihr habt doch Kerzen? Bei uns fehlen Deine Lämpchen uns sehr! Hoffen wir, daß wir sie einmal wieder gemeinsam anstecken können & gemeinschaftlich [..] zu leuchten!
Nun genug! Halte Dich gut, mein Lieber & sei vielmals geküßt
von Deinem Vater.