Richard Loewy an Sohn Ernst, 28. Januar 1937

z. Z. Borghorst. 28/I.37. Donnerstag.

Mein lieber Junge! Hier an diesem Platz schrieb ich Dir am 2.12. auch, nun sitze ich wieder hier & denke an Dich. An die l. Mutter schrieb ich eben, daß es nicht sicher, ob ich morgen Abend (Freitag) nach Hause komme; ich muß & kann verkaufen, aber ich komme nicht vorwärts, wie ich möchte. Es liegt seit 3 Tagen Schnee, ist eisig kalt und stürmisch, so daß man schlecht fahren kann & man muss doppelt & 3fach vorsichtig sein. So kann sein, daß, wenn morgen Brief von Dir kommt, ich ihn erst Samstag lese. Hoffentlich bist Du, mein lieber Bub, recht wohlauf & hast keine solche Kälte auszustehn, wie wir. Gestern sprach ich die alten Osters und Gromann (die Eltern von Frau Dr. Berl, Kirjat Bialik, Haifa) sie fahren am 4.II. nach Haifa & wollen dann auch mal Dich besuchen. Am Sonntag fahren wir zu Kükens Eltern, seine Mutter fährt nun am 10/II. Hoffentlich glückt es mir auch im Juli Dich zu sehen. Du wirst wohl groß geworden sein! - Auf Deinen Brief freue ich mich wie immer; hoffentlich hat er wieder gute Nachrichten. Ich wollte ich könnte auch mal über Euren Apfelsinenhaufen herfallen!

Ich fahre doch heim!

Wir müssen mal warten, bis wir so was wieder bekommen. - Sonst geht es uns gut wie immer; geschäftlich ist z. Z. wenn auch nicht berühmt, so doch leidlich gut. Ich hoffe, daß es, sobald die Sonne wiederkommt, noch besser wird. - Nun, mein lieber Junge, halte Dich tapfer [..]![..]! & halt den Kopf hoch. Grüße alle, die ich kenne, Du viel Küsse
Dein Vater.

Ich wollte, der Schnee wäre bald wieder fort & es käme der Frühling, es ist kalt im Auto! & nicht schön.

Postkarte
via München - Belgrad - Istanbul

Ernst Loewy
Jugend-Alijah
Kirjath-Anavim
Near Jerusalem

Palästina.

Abs.: Loewy Krefeld
Nordwall 117