Richard Loewy an Sohn Ernst, 10. April 1937

Krefeld, 10/4.37.

Mein lieber Junge!

Vor allem: zu Deinem 17. Geburtstage meine allerherzlichsten Glückwünsche! Möge Gttes Segen, den ich jeden Tag für Dich erbitte, weiter mit Dir sein! Daß ich an diesem Geburtstage genau wie jeden Tag mit meinen Gedanken & Wünschen bei Dir sein werde, weißt Du, mein Lieber. Feier Deinen Geburtstag recht froh & gesund & denke dabei auch an uns, so, wie wir Deiner gedenken!

Ich bin so G. w., ja in 3 Monaten bei Dir. Das Jahr ist so sehr schnell herumgegangen & auch diese 3 Monate werden schnell vorbei sein. Dann stehen uns schöne Tage bevor. Du bist aber kein Kavalier, mein Junge, daß Du nicht mit den beiden Damen reisen willst!! Ich mußte darüber lachen! Nein, mein lieber Junge, das kommt nicht in Frage, die paar Tage wollen wir ganz unbehindert unsre eigenen Wege gehen & uns nach keinem richten müssen! Ich habe nie die Absicht gehabt, den Reisemarschall zu spielen. Anscheinend werden wir ja auch nur die Eisenbahnfahrt gemeinsam machen; denn während Frau W. II. Klasse fährt, benutze ich die Touristenklasse. Herr Waldbaum, der uns die Karten besorgt, hat ihr die Touristenklasse so mieß gemacht, daß es so heiß im Sommer sei etc, daß sie jedenfalls II. Kl. (die 47.- Mk (x 2 hin & her) mehr kostet) fährt; soll sie. Die 2 x 5 Tage werde ich wohl auch in der Tour.Klasse zubringen können. - Ich fahre entweder am 6/7. mit der „Champollion”, /11/7 Haifa), oder der Patria 13/7 (18/7 Haifa); Rückfahrt spätestens mit „Champollion” ab Haifa 4/8. Hoffen wir, daß alles gut geht & klappt, wie wir es so vorhaben. Daß es dann bei Dir schön wird, dafür werden wir schon sorgen.

Ich wünschte, es hätte nun auch mit Eurer Fahrt geklappt, & ihr wärt unterwegs. Auf Deine Briefe bin ich gespannt. Du kennst, bis ich komme, ja auch schon das Land & kannst dann schon Pläne aufstellen!

Deinen Brief hat die l. Mutter so weit schon beantwortet. Diese Woche war ich in Coesfeld, Abends war ich bei Hertz; alle fragten nach Dir & lassen grüßen. Fifi ist in Winterswijk auf der Schule; Gert, der auch groß & dick geworden ist, geht noch in C. zur Schule; Lotte ist auch in Holland. Die schöne Tante Sofie habe ich auch gesehen, nach 4 Jahren zum 1. Mal! Sie saß am Fenster, als ich vorbei fuhr!

Daß die Stiche Deinen Beifall finden, konnt' ich mir denken. Du kannst noch mehr haben. Es sind ja mindestens 50 tausend Stck da! Ich habe Dich gefragt, ob Du jemand aus der Kwuzah oder der Gruppen Freude machen willst mit einem Stich seines Heimatortes; Du gibst kaum Antwort auf diese Frage. Da ja fast von allen Städten Bilder da sind, macht es nichts aus. - Rahmen kannst Du vielleicht in Eurer Schreinerei selbst basteln. - Von einigen Städten Deutschlands, wo Du schon warst, habe ich auch noch einige für Dich.

Auf Deine sonstigen Wünsche warte ich noch.

Daß Du fleißig bist, ist richtig. Benutze die freie Zeit nur, wer weiß, ob Du später noch soviel Zeit zum Lesen hast.

Die Eheleute Grünfelder scheinen in Erez ja sehr bekannt zu sein. Besuche sie bitte bestimmt, sobald Du nach Jer. kommst, damit ich, wenn ich dort bin, auch vorsprechen kann. An Onkel Ludwig nach [..] haben sie selbst von ihrer Feier geschrieben. Pflege auch mit Dr. Hirsch die Bekanntschaft. - Wir sind nun gespannt auf Frau Kaufmann, was sie uns alles zu berichten hat. Ich denke, daß wir sie vielleicht nächste Woche sehen werden.

Also, mein Lieber, nochmals alles Gute & Schöne & viele, viele Küsse! ![..]![..]!
Dein Vater.