Richard und Erna Loewy an Sohn Ernst, 16. April 1937

Marke bitte retour!

Krefeld, Freitag den 16.4.37.

Mein lb. Junge!

Dass wir heute keine Post von Dir bekamen, ist wohl der Beweis Eurer Fahrt & freuen wir uns mit Euch, dass daraus etwas geworden ist. Hoffentlich kommt Ihr alle gesund & befriedigt wieder nach Hause. Auf Deine Berichte sind wir sehr neugierig. Deine Karte, vom 4 ds., am Abend vor Eurer Abfahrt, erhielten wir am Dienstag, viel Dank dafür. Da nun Dein Brief fehlt, der zu beantworten wäre, wird heute mein Bericht sehr bescheiden ausfallen. Es geht uns allen gut & etwas Besonderes hat sich hier nicht zugetragen, was zu berichten wäre. Es läuft alles seinen gewohnten Gang & mein Geburtstag verlief ganz nett. Allerlei Tanten erschienen & haben mich mit Blumen & Schokolade bedacht & als sie fort waren, habe ich G. s. D. gesagt. Da Du & Vater nicht dabei waret, war es doch nur ein halbe Sache & lag mir nichts daran. Dieser Brief kommt vielleicht gerade zu Deinem Geburtstag & wiederhole ich noch einmal all meine guten Wünsche für Dich. Morgen feiern sie in München ihre silberne Hochzeit; vielmehr sie feiern nicht, da auch ihnen nicht der Kopf danach steht. Hoffentlich lässt Vater heute nicht allzulange auf sich warten, die Ruhe Ende der Woche hat er immer reichlich verdient. Es ist immer dasselbe Hasten & Jagen & würde ich mich auch aus diesem Grunde freuen, wenn aus seiner Reise nach dort was würde. Das wäre mal wirklich eine Erholung für ihn,

die ihm zu gönnen wäre. Hoffentlich geht alles gut. Vielleicht morgen mehr, für heute sei innig geküsst von
Deiner Mutter.

Samstg. 17/4.37.

Mein lieber Junge! Natürlich fehlt auch mir heute Dein wöchentlicher Brief sehr, aber da ich weiß, daß Ihr auf Fahrt seid & jedenfalls viel Freude habt, will ich mich damit abfinden (zumal ich mich damit abfinden muß!). Die Hauptsache ist ja, wir wissen Dich gesund & wohl. Nächste Woche werden wir ja hoffentlich schon einen längeren Bericht Eurer Fahrt haben. - Von uns hier nichts Neues. Morgen hatten wir vor, nach Essen zu fahren zu einer zion. Tagung, wo auch der Film „Hatikvah” vorgeführt werden sollte; heute werde ich aber benachrichtigt, daß die Tagung nicht stattfindet. Weshalb weiß ich nicht. Also fahren wir morgen nach Dülken zu Bruchs, wo wir auch eingeladen sind. - Hoffentlich ist nur morgen auch entsprechendes Wetter; seit gestern regnet es in Strömen. - Daß aus meiner Reise etwas wird, hoffe ich sehr stark. Daß ich mich freue, kannst Du Dir denken. - Vielleicht fahre ich aber erst zu Pfingsten nochmals nach Bayern; ich habe dort allerlei geschäftliche Dinge zu besprechen & dann freue ich mich auch auf die Verwandten dort; ich habe sie nun doch 2 Jahre nicht mehr gesehen! Das letzte Mal warst Du noch mit dort. Diesmal fahre ich aber pr. Bahn, es ist billiger & strengt mich nicht an. Die Fahrten dort kann ich mit Onkel Karls Auto machen. Du weißt doch, daß er eins hat? Er hat sich irgendwo mal einen alten Opel gekauft.

Ich sitze hier mit der langen Pfeife vor Deinem Brief & weiß nicht, was ich Dir noch berichten soll; Dein Brief, der immer so viel Anregungen gibt, fehlt.

Von meinen geschäftlichen Dingen & Reisen kann ich Dir ja auch nichts erzählen; es ist das ewige Einerlei. - Und große Erlebnisse gibts dabei nicht. Einmal war ich diese Woche im Kino, ich sah einen guten Film. - Hörst Du eigentlich noch was von Herbert Ballhorn! - Vielleicht laden wir für nächste woche Kaufmanns ein; Frau Kfm ist doch bestimmt schon zurück. Und auf den Bericht sind wir gespannt. -

Nun Schluß für heute. Es ist wenig, aber ebenso herzlich. Nun viele Küsse & [..]
Dein Dich liebender Vater.