Richard Loewy an Sohn Ernst, 29. Mai 1937

Krefeld, 29/5.37. Samstag.

Mein lieber Junge!

Ich hatte, als ich Dir vorige Tage ab Geseke schrieb, geglaubt, daß Mutter Dir auch geschrieben hätte; wie Du siehst, hat sie es getan, aber den Brief liegen lassen. Nun ist es doppelt gut, daß ich wenigstens den Brief abgeschickt habe. Dein neuer Brief m. Bild macht uns Freude; die Bilder erhältst Du erst nach Rückkehr von Oma, die wohl noch einige Zeit in Eindhoven bleiben wird. Deinen neuen Brief hat Mutter so beantwortet, daß ich nichts hinzuzusetzen habe. Dein Besuch b. Speiers freut mich; ich komme ja nun auch bald hin. - Mir selbst gehts gut; ich habe viel Arbeit, draußen gehts einigermaßen & daheim wächst mir der schriftl. Kram fast über den Kopf. - Ich war heute mal am Zollamt, um mich wegen der Ausfuhr von Büchern zu erkundigen. Es ist gestattet, aber ich muß mich auch nach dem Gewicht richten! 75 kg habe ich wohl nur frei, aber das ist nicht viel, zumal der große Koffer selbst schon schwer ist. Na, mal sehn! - Nächste Woche fahre ich nach Lüdenscheid - (Augustental!) bei Laasphe! Denkst Du noch an Dreistiefenbach?! - Von mir für heute dies alles; ich schrieb Dir ja ziemlich viel diese Woche. Und dann sehen wir uns ja G. s. D. bald!! - Alles gute & viele Küsse
Dein Vater
[..]!

Lieber Ernst!

Ich freue mich immer mit Deinen Berichten zu sehen, daß es Dir gut geht & guter Dinge bist. Seit 8 Tagen bin ich Strohwittwer, die l. Großmutter ist in Holland, es gefällt ihr in Eindhoven so gut. Daß sie noch gar nicht daran denkt, zurückzukommen. Deine l. Mutter sandte Dir heute 10 Mark. Mit vielen Grüßen & Küssen
Dein Großvater.