Erna Loewy an Ehemann Richard und Sohn Ernst, 26. Juli 1937

Kriege ich auch was mitgebracht von meinem Söhnchen?

München, Montag, den 26.7.37.

Meine beiden Lieben!

eben erhielt ich Euren lb. Brief vom 21. ds. dem ersten aus Kirjat A. den ich mit Ungeduld erwartet habe. Viel Dank & freue ich mich besonders, dass Du lb. Richard etwas ausgeruht scheinst. Ich hatte mir schon sorgen Deinetwegen gemacht, zumal Du auch so spärlich geschrieben hast. Ich kann aber auch wiederum verstehen, dass man in eine solchen Hitze keine Lust hat. Hier dürfte es wärmer sein, das Wetter ist so, dass ich noch nicht einmal zum Schwimmen war. Auf den Brief einzugehen hat wenig Sinn, wir wollen uns über dessen Inhalt, dem Fall „Ernst” lieber persönlich unterhalten. Es wäre ja bedauerlich, wenn seine Pläne undurchführbar wären, aber immer besser in der Gemeinschaft bleiben, als mit nichts dastehen. Nun gehen unser aller Ferien zu Ende & Ihr werdet über folgendes staunen. Ich fahre Freitag hier ab & zwar nach Waidhaus. Ludwig ist dort in Ferien & quält mich in 4 Briefen, hinzukommen. Als ich ihm schrieb, ich könne nicht so zu Hedwig kommen, ohne Bezahlung, schreibt er postwendend, die Kosten bei Hedwig übernimmt er, es solle mich nicht 1 Pf. kosten. Was soll ich da tun? Es bleibt mir ja nichts anderes übrig, wenn ich nicht böses Blut machen will & fahre wie gesagt, Freitag statt Montag hier ab. Schweren Herzens, denn nach München, Waidhaus ist ein bisschen heftig. Ausserdem wollten wir noch ins Gebirge, das kann Ludwig mir garnicht wieder gut machen. Gestern waren wir wieder am Tegernsee, in Egern & Wiesee, den ganzen Tag, es war wunderschön. Kurt, der wieder unglaublichen Blödsinn gemacht hat, war mit dabei. Wenn ich Dich hätte erreichen können, hätte ich erst angefragt, ob ich nach W. fahren soll, aber das war ja unmöglich. Mache ich es nun falsch oder richtig? Voraussichtlich fahre ich am 9. Aug. s. G. w. heim, also am allerletzten Termin. Ich bin doch sehr froh, wenn alles wieder im alten Geleise ist; Ernst wird darüber weniger erfreut sein. Lasst Euch den Abschied nicht schwer werden, vielleicht gewinnen wir bald in der Lotterie, dann komme ich rüber. Ich schreibe von jetzt ab nicht mehr per Luftpost, Ernst soll sich danach richten. Dir, mein lb. Richard, alles alles Gute für die Heimfahrt, komme gesund zu mir zurück. Seid Ihr mit dem Geld zurecht gekommen? Also nochmals, vom 30.-2. Aug. bin ich in Waidhaus bis zum 7. Aug. in Kronach & dann die Post wieder nach Hause. Meine lieben Jungens, vergnügt Euch noch die paar kurzen Tage & nehmt viel, viel innige Küsse
Eurer Mutter & Erna.