Erna Loewy an Sohn Ernst, 22. Dezember 1937

Mein lb. Ernst!

Du kannst Dir garnicht denken, wie sehr wir uns heute mit Deinem lb. Brief, den wir doch noch garnicht erwartet hatten, gefreut haben, auch schon deswegen, da Du wieder so schöne Tage, abgesehen von Ediths Abschied, hattest. Und nun steht Dir noch Richards Besuch bevor, nutzt ihn nur gut aus. Mit dem Geld sei sehr sparsam, es könnte ja mal sein, dass Du Dir ein grösseres Teil kaufen müsstest, und wir nichts mehr zusteuern könnten, man muss mit allen Möglichkeiten rechnen. Gib also nicht zuviel aus. Mit den Paketchen ist wirklich ärgerlich.

Vater hat Dir heute soviel geschrieben, dass ich garnichts mehr zu berichten weiss. Kaufmanns kommen Sonntag nicht, Frau K. ist mal wieder krank, und kann nicht reisen, ob nun Lilienfeldts kommen, ist noch fraglich. Möglicherweise sind wir die Feiertage alleine, was auch ganz gemütlich wäre. Ist Küken eigentlich wieder ganz gesund?

Komm gut ins neue Jahr mein Lieber, wie immer begleiten Dich meine besten und innigsten Wünsche. Hoffentlich ist auch das neue Jahr für Dich gut und bleibst Du fernerhin gesund.

Unlängst habe ich einmal angefragt, ob ich Dir etwas mitschicken kann, wenn die Krefelder kommen, vergiss nicht dran, deswegen zu schreiben.

Und nun, mein Lieber, behüt Dich Gtt und sei wie immer gegrüsst und geküsst von Deiner
Mutter.

Auch viel Grüsse für Richard, wir warten auf seinen ausführlichen Bericht.