Richard und Erna Loewy an Sohn Ernst, 16. Januar 1938

Mein lb. Ernst! Wir haben Dir zwar gestern erst einen langen Brief geschrieben, in dem Glauben, diese Woche nichts mehr von Dir zu hören. Nun kam gerade Deine Karte v. 8. und kannst Du Dir meine Freude vorstellen. Da Du nun so ein lieber Kerl bist, sollst Du auch gleich noch einmal von uns hören, obgleich seit gestern nichts Wesentliches zu berichten ist. Dass E. Dir ein Buch geschenkt hatte, schriebst Du uns schon, aber dass sie sich dadurch so ausgegeben hatte, ist doch allerlei. Wir haben nichts von ihr gehört, ist sie schon fort. Bei Lilienfeldts waren wir noch nicht, vielleicht fahren wir nächsten Sonntag hin. Frau L. ist eine kleine, resolute Frau, die man gerne haben muss, und entstehen die Freundschaften einesteils durch Euch, andererseits durch die gemeinsamen Zores. Und dann haben wir alle einen Wunsch, herauszubekommen, wie wir am schnellsten zu Euch übersiedeln können, ohne Geld, das bei uns allen fehlt. Du würdest oft lachen, wenn Du hören würdest, wie wir Pläne schmieden, am besten kann das noch Frau L. die in Gedanken schon in K. A. wohnt, und in der Kwuzah arbeitet. Sie hat vor, bald nach dort zu kommen, Du lernst sie dann ja

via München

Postkarte

Herrn
Ernst Löwy
Jugendalijah
Kirjat Anavim
Jerusalem/Mea Schearim
Palästina

 

kennen. Damit Vater noch einen Gruss anschreiben kann, muss ich aufhören & bin mit vielen guten Wünschen & Küssen Deine
Mutter.

Mein lieber Junge! Auch ich habe mich mit Deiner Karte sehr gefreut. Besondres ist heute nicht, drum nur recht viel gute Wünsche u. Küsse Dein
Vater