Richard und Erna Loewy an Sohn Ernst, 8. April 1938

Freitag
Krefeld, den 8.4.38

Mein lb. Junge!

Heute brauchen wir ja kaum auf Post zu warten, da Du vorige Woche kaum Zeit zum Schreiben hattest. Hoffentlich war es nett in K. A. & bist Du gut mit all Deinen Sachen zurückgekommen. Bist Du nun umgezogen oder wohnen geblieben. Herrn Kaufmann haben wir auch schon gesprochen & uns gefreut, Direktes von Euch beiden zu hören. Mit München ist für uns nichts zu machen. Das Geschäft dort geht sehr schlecht, sie haben, glaube ich, schon viel Geld zusetzen müssen, auf jeden Fall tut Therese, als ob sie morgen schon nichts mehr zu essen hätten. Sie möchten gerne selber weg, wissen aber nicht wohin, ausserdem lässt sich ihr Geschäft schlecht veräussern. Von dort kommt uns keine Hilfe, eine Anfrage ist zwecklos. Wir müssen weiter nach einer Möglichkeit suchen, wegzukommen, wie & wo ist uns nur ziemlich schleierhaft, wenn Ihr beiden uns keinen Rat geben könnt. Kaufmanns kommen zu Ostern zu uns, vielleicht auch Sterns.

Wegen Deines Geldes haben wir immer noch nichts gehört, ich bin schon ganz nervös, dass wir es immer noch nicht abschicken können. Durch die Post können wir Dir dann kaum noch etwas schicken, da man beides nicht darf & unsere Pässe auch nur noch bis September Gültigkeit haben. Hoffentlich kommt dieser Tage der Bescheid, dann schicken wir es sofort ab. Auf dem Amt hat man es nicht so eilig. Vielleicht kannst Du es selbst auch noch einmal als „Dringend” reklamieren. Kannst Du Dir solange helfen? Ich bin

wirklich ganz unglücklich darüber. Ausserdem wollte ich dir auch eine kleine Freude zu Deinem Geburtstag machen, wusste aber nicht womit. Schoko hast Du gleich aufgegessen, viel darf es nicht kosten & da habe ich eben 2 hübsche Taschentücher erstanden, die ich Dir mit gleicher Post sende. Wenig, aber hoffentlich freust Du Dich doch ein bisschen damit. Wir schicken Dir lieber für März & April das Geld, damit ist Dir mehr geholfen als mit unnützen Dingen. Hoffentlich können wir es recht bald absenden, Vater hat deswegen auch schon in Berlin angefragt. Von hier wenig Neues. Vater hat jetzt Osterferien & ich dadurch Gesellschaft. Nächste Woche kommt auch Herr Meister, ich bin mal gespannt, wie das Ende sein wird. Ausserdem ist der Wagen überholt worden, morgen bekommen wir ihn zurück. Gestern waren wir beide mit einem Herrn aus Köln für den K.K.L. sammeln & abends in der Z.O.G. Im Juni kommt die Schwester von Bertold Bruckmann, die mit einem Herrn Hübschmann verheiratet ist, nach Tel-Aviv. Sie haben vor zu siedeln. Wenn Du bis dahin Wünsche haben solltest, kann ich ihnen wieder was mitgeben. Das Buch von Lotte haben wir übrigens noch einmal in einem Basteiband, was wir Dir sandten, hat Vater aus einer Buchhandlung aus Münster mitgebracht. Die Einlagen in Richards Brief wirst Du ja wohl erhalten haben, anbei das letzte Bild. Ich werde sie mir dieser Tage auf den Geburtstagstisch legen, der dieses Jahr sonst nicht sehr im Vordergrund stehen wird. Es fehlt die rechte Freude dazu. Tausend Grüsse & Küsse Deiner
Mutter.

Viele Grüsse an Richard.

Mein lb. Junge! Ich habe heute, nachdem die l. Mutter alles geschrieben hat, nichts Besonderes für Dich zu schreiben, ich füge also nur Grüße & Küsse bei, verbunden mit meinen besten Wünschen. Wenn Dein nächster Brief kommt, schreibe ich Dir mehr. Viele Küsse also [..]
Dein Vater.

Lieber Ernst! Ich gratuliere Dir herzlichst für Deine neue Position. Grüsse bitte Richard von mir, u. sei selbst herzl. begr. v. Deinem Kurt S.!